Burg Klarenbeck
Einführung
Diese Dokumentation über die Burg Klarenbeck in Nütterden soll ein Beitrag zur Heimatgeschichte der Region sein.
Über 500 Jahre haben die Besitzer und Bewohner der Burg Klarenbeck die Geschicke der Menschen von Nütterden und der Region geprägt. Mit der nun vorliegenden Dokumentation soll ein Stück in Vergessenheit interessanter Geschichte unseres Heimatortes Nütterden aufgezeigt werden und so in die geschichtliche Entwicklung der Region Niederrhein eingegliedert zu werden.
Zur Erstellung dieser Zusammenfassung haben viele einen inhaltlichen Beitrag geliefert. Den entscheidenden Hinweis auf das Manuskript gab mir vor mehreren Jahren der Heimatforscher Dr. Otto Friedrichs mit seinem Buch: „Nütterden – Geschichte(n) und Bilder eines Dorfes“, aus dem Jahre 2000.
Im Sommer 2018 fanden sich eine Handvoll Mitstreiter ein, die wie ich vom „Virus Burg Klarenbeck“ angesteckt waren. Die Initiative „Projekt Burg Klarenbeck“ wurde gegründet. Die ehrenamtlich tätige Initiative hat sich zur Aufgabe gemacht alte und neue Erkenntnisse über die Burg zusammen zu tragen, aufzubereiten und die Geschichte der Burg Klarenbeck in Nütterden wieder ins Bewusstsein der heimischen Bevölkerung zu rufen.
Bei vielen Begegnungen und Gesprächen mit Nütteraner Bürger, Archivaren, Historikern und Anderen wurde deutlich, dass die Anfang des 18. Jahrhunderts untergegangene Burg Klarenbeck, immer mehr in Vergessenheit geraten war.
Die verschiedene Schreibweise von Burg Klarenbeck in der Literatur, auf Landkarten, in Archiven und Register haben unsere Forschung dabei nicht leichter gemacht. So wurde die Burg u.a.; Klarenbeck, Klaerenbeeck, Klarenbeek, Clarebeck, Clarebeeck, Clarenbeek, Ciarenbeek, Claerenbeek, Claerbeeck, Clarenbeke, Clarenbeck die Burg wurde als Schloss, Wasserschloss, Haus, Kastell, Huis oder Wasserburg u.s.w. bezeichnet.
Noch ist nicht eindeutig geklärt, ob das Patrozinat der Burgkapelle der hl. Barbara oder oder dem hl. Georg gewidmet war.
Die Unvollkommenheiten, die noch an dieser Arbeit haften werden, bitte ich zu entschuldigen. Weitere heimatkundliche Forschungen werden Aufschluss über die Geschichte der Burg geben. Im Übrigen zitiere ich frühere Autoren wie Lacomblet, Scholten, Gorissen, Hopp, Friederichs und Andere, oft wörtlich, was mir bei der Arbeit an den zusammenhängenden Texten sehr hilfreich war.
Mein Dank geht an alle Unterstützer, die es möglich gemacht haben, diese Chronik von Burg Klarenbeck in Nütterden so zu ermöglichen.
Ein besonderer Dank bei der Erforschung von Burg Klarenbeck, gilt den Aktiven der Initiative „Projekt Burg Klarenbeck“ und dem Eigentümer vom Bausenhof, Karl Derks. Auf seinem Grundstück in Nütterden hat die Burg Klarenbeck gestanden. Ohne sein Zutun wäre unsere Arbeit so nicht möglich gewesen. (Autor Karl-Heinz Hoenselaar 2020)
Prolog
Früher erhob sich hier in Nütterden, ganz in der Nähe des Bausenhofes vor einem großen Teich, der von uns „Waert“ genannt wird, eine Wasserburg: „Schloss Klarenbeck“. Der Wassergraben mit der Zugbrücke wurde von der Beck, der heutigen Renne, gespeist. Von hier hatte auch das Schloss seinen Namen (Klarenbeck- klarer Bach). Der Bausenhof, ein Nebengebäude des Schlosses, diente als Wirtschaftshof zur Unterbringung von Korn, Vieh und Gerätschaften. Zum Schloss gehörte auch der Elsenhof, der heute den Namen Klarenbeck weiterführt. Der erste Besitzer des Schlosses war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Ritter Dietrich von Benthem. 1438 erhielt es Johan von Kleve-Mark, ein Sohn Herzog Adolfs von Kleve. Seine 2. Tochter heiratete den Freiherrn von Eyll. Das Schloss wechselte noch mehrmals den Besitzer, unter Kriegsrat Rappard brannte es bis auf die Grundmauern nieder. Kriegshelden und Minnesänger, Gelehrte und Kirchenfürsten hat es einst in seinen Mauern beherbergt.
Heute ist nichts mehr von dem Schloss zu sehen, aber vor vielen Jahren stieß mein Vater mit seinen Brüdern, als sie beim Umgraben einer Wiese waren, auf die Grundmauern dieses Schlosses. Man grub ferner seltsame Waffen aus, die man Katzenköpfe nannte. Wegen ihrer Eigenart wagte nur ein bestimmter Mann damit zu schießen und man brauchte sie zum „Böllern“ bei der Fronleichnamsprozession.
Schloss Klarenbeck ist zwar verschwunden, aber die letzte Frau des Schlosses lebte in der Sage fort. Man glaubte, sie um Mitternacht in der Wiese zu sehen. Weiß gekleidet irrte sie, eine unruhige Seele, umher. Vielleicht ist der letzte Besitzer des Schlosses eines unnatürlichen Todes gestorben und das Volk glaubt, die Seele fände keine Ruhe. Die „Weiße Jungfrau“, auch „Jöffer“ genannt, erschien Nacht für Nacht und niemand wagte sich ihr zu nähern, bis kühne Knabenherzen es doch fertigbrachten und wer stand vor ihnen? Eine große Distel mit weißer Wolle behangen!
Nun ist auch der Wassergraben nicht mehr da, wohl noch der Weiher, dem die Renne jetzt ihr Wasser zuführt. Der Weiher bietet ein wunderschönes Landschaftsbild. An seinem Rande stehen alte hohle Weiden und am Nordrande eine Reihe Pappeln, hinter denen versteckt ein niedriges Häuschen liegt. Im Sommer gibt es im Weiher ein Gekreisch und ein Geplätscher der Schulkinder am Nachmittag und am Abend, wenn alles still geworden ist, schwimmen noch mal die Jungen vom Bausenhof hinüber und verlassen dann auch den Weiher, der wie ein dunkler Spiegel daliegt, in dem sich die Pappeln und Weiden widerspiegeln, und ab und zu wagt sich ein Fisch an die Oberfläche, hüpft ein Frosch empor und bildet Kreis um Kreis, und es hebt ein Gequake der Frösche an………
Ausschnitt aus „Mein Heimatort Nütterden“ ein sehr persönlicher Aufsatz von Dorothea Dercks aus Nütterden, den sie 1950 im Alter von 19 Jahren aus ihrer Sicht, über Nütterden geschrieben hat. (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Sohnes Hermann Brendieck).
Vorgeschichte, erste Erwähnung von Nütterden (Nitri)
Die Geschichte der Burg Klarenbeck, ist zugleich mit der Geschichte des Dorfes Nütterden eng verbunden, als im Jahre 720/21 Graf Eborin (ein Graf im Düffelgau) der Kirche in Rindern Grundbesitz und Bauernhöfe, mit ihren hörigen Bewohnern in Nütterden, Kleverham, Donsbrüggen und Mehr, schenkte. Zur Schenkung des Grafen Ebroin im Jahre 720/21 an Willibrord für seine Kirche in Rindern gehört an erster Stelle; in loco Nitro villa nostra casatos.
Der Name des Ortes wird in den verschiedenen Abschriften des verlorenen Originals -Nitrae, Nitre, Nitri, und Nitro benannt. …..Womit F. Gorissen die Grundform des Namens Nitri in dem heutigen Namen Nütterden gesichert sieht.
Die Schenkung in Nitri (Nütterden) umfasst drei Häuslerfamilien (casatus) ist der an sein Haus, oder wie wir besser sagen: an seine Kathe gebundene Unfreie mit Weib und Kindern, den Haupthof (sala) mit den Hofländereien und dem Hofraum (curticlis). Das Ganze ist der Gutshof (villa) dieses Namens.
Für Friedrich Gorissen gibt es keinen Zweifel an der Lage des Saalhofes und der zugehörigen Kathen; der Haupthof ist der Bouwsche (Bausen-) Hof am linken Ufer der klaren Beeke; die Kathen liegen aufwärts entlang der Beeke, die im Reichswald (Sieben Quellen) entspringt. Es ist eine für alte Siedlungen charakteristischen Lage; am Wasser, vor dem Haus die stets feuchte Weide, hinter dem Haus das Ackerland.
Diese Lage und nicht die Gegend um die spätmittelalterliche Kapelle (heute an der Kreuzung B 9/Dorfkrug/Alte Schule zu verorten) ist das „alte Nitri (Nütterden)“.
Am Ende des 13. Jahrhunderts wird in der Nähe des echternacher Gutshofes (Bausenhof), am Weiher der Wassermühle, eine Burg angelegt, die nach dem Bach Klare Beeke, „Klarenbeck“ genannt wird. Die Burg und die ihr zugehörige Herrlichkeit verdrängen nur vorübergehend den alten Namen.
So kommt es, dass die von den Herren der Burg westlich der Klarenbeek für die Bauern errichtete Kapelle zeitweilig auch die Kapelle von Klarenbeek genannt wird, was Verwechslungen mit der eigent-lichen Burgkapelle auslöst. Weiter schreibt Fridrich Gorissen; mit Sicherheit wissen wir auch, dass die Kapelle von Nütterden den Heiiigen Georg und Barbara geweiht war. (!!! Siehe auch Periode 1300-1399) Die Herrlichkeit Klarenbeek war Teil der Grafschaft Kleve, Nütterden aber mit seinem Gericht und seiner Kapelle Teil des Landes Kranenburg.
Klarenbeek ist demnach wie Wardhausen eine eigene, die gesamte Gerichtshoheit einschließende Herrlichkeit, mit Fischerei und MühlenregaL. Sie grenzt im Osten an das Kirchspiel Donsbrüggen, im Süden an den Reichswald, im Norden und Westen an das Land Kranenburg. So genau wir das Ende bestimmen können, so undeutlich ist der Beginn.
Selbstverständlich gehört die Burg Klarenbeck dem Ende des 13. Jahrhunderts an und ist Lehen der Grafen von Kleve gewesen, in ihrer Eigenschaft als Herren des Landes Kranenburg. Ebenso sicher ist die Zugehörigkeit der ganzen Grundherrschaft zur Kirche von Rindern und deren Erben.
(aus Friederich Gorissen, Frühgeschichte Rindern, Seite 79-82)
Periode 1200 bis 1299
Im 13. Jahrhundert bemühen sich die Grafen von Kleve, über den Reichswald hinaus in den am Rande des Bruches gelegenen Orten sich die Landeshoheit zu sichern. Die um das Jahr 1227 errichtete Anlage der Burg Kranenburg beim Ausfluss der Groesbeek in das Bruch und die noch um die Mitte des Jahrhunderts geschehene Anlage der gleichnamigen Stadt, die Trockenlegung und Rodung des Bruches, dessen Bauern das Bürgerrecht in der Stadt besaßen, konnten nicht ohne Einfluss auf die überkommenen grundherrschaftlichen Verhältnisse in Nütterden bleiben.
Die Burg Kranenburg war nicht allein als Schutz für die im Bruch tätigen holländischen Broekers, sondern auch als Verwaltungssitz für die territorialen Rechte der Grafen gedacht, welche diese über das nun entstehende Land Kranenburg beanspruchten und sich zuletzt noch im Jahre 1298 vom Kaiser - als dem Lehnsoberherrn des Reichswaldes - bestätigen ließen.
Die Grenze des Landes Kranenburg gegen das Land Kleve war die „Klare Beeke“, deren Weiher (Mühlenteiche) noch zur Grafschaft Kleve gerechnet wurden. Da das Land Kranenburg nach dem
Jahre 1260 an eine klevische Seitenlinie gelangte, lag es im Interesse der Grafen von Kleve, sich durch die Anlage einer Burg am Ausfluss der Klaren Beeke zu behaupten. Dies muss noch vor dem Ende des 13. Jahrhunderts geschehen sein.
Ein Johannes de Clarenbeke, war in dieser Zeit Schreiber (Notar) des Grafen von Kleve, später Kanoniker zu Xanten und Dechant zu Zyfflich, der im Jahre 1300 einen Altar in Clarebeck stiftet, im Januar 1345 noch lebt und vor dem 10. Sept. 1350 gestorben ist, er hatte zweifellos seinen Namen von dieser Burg. (aus Friederich Gorissen, Frühgeschichte Rindern, Seite 79-82)
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Notare bis zum Ende des 15. Jh. Nachzuweisen. Von 1290–1307 war Johann von Klarenbeck Schreiber beim Klever Grafen Dietrich.
(aus Die Kanzlei der Grafen und Herzöge von Kleve im 14. und 15. Jahrhundert von Wolf-Rüdiger Schleidgen, Seite 175)
28.4.1300 Beschreibung: Graf Diederik von Cleve verleiht seinem Schreiber Johann von Ciarenbeek, welcher zwei Altäre, den einen in seinen Haus Klarenbeck (Clarebeik) und den anderen im Gotteshaus zu Zyfflich (Zeflicke) zu stiften beabsichtigt, ewige Freiheit von Zins, Beede und Geldabgaben für eine
zu diesem Zwecke zu erwerbende Hufe Land, damit die Priester von diesen Altären ewig für ihn und seine Frau Margrita, seinen Sohn Otto und seine Mutter bitten, wobei die Vergabe des Altars zu Clarenbach nach Johans Tod den Grafen und seinen Nachkommen zufallen soll.
(Kranenburg, Stift, Urkunden Nr. 12)
Dr. Robert Scholten schreibt dazu; ….. nach der Urkunde vom 28. April 1300 (Lacombl. II. Nr .1049) stiftet Johann „schriver" des Grafen Diedrich, einen Altar „in sinre woningen te Clarebeck, ende een ander in den gaetshus te Zeflicke".…….. Als Kaplane an derselben werden uns urkundlich genannt im Jahre 1304 ein „Herr Johann, Bruder des Meisters Martin, des Erbauers der Kirche in Essen", der höchst wahrscheinlich identisch ist mit dem Johann von Ciarenbeek, der im Jahre 1295 als Kanonikus in Zifflich aufgeführt ist und daselbst 1300 den Petrusaltar, in seiner Wohnung zu Clarenbeek aber den Barbara Altar stiftete; von der personlichen Residenz in Zifflich entbunden, finden wir ihn in Lacomblet, a. a. 0., 2. Heft S. 146. — Vergl . Seite 39 Note 2. „Capeila S. Barbarae in Ciarenbeck, quae praesentatur Praeposito Xantensi a Duce Clivensi."Visitatio Archidiaconi, manuscr. pag. 101. (Aus dem Naehlass des Pf . Nabbefeld im Archiv zu Wissen. „Die Stadt Cleve“ von Dr. Robert Scholten, Seite 39-40 und Seite 124-125)
Bleibt noch die Frage des Patroziniums über die Burgkapelle.
Die Kapelle der Burg Klarenbeek konnte ohne die Zustimmung des Pfarrers von Rindern nicht geweiht werden. Das war für den Abt von Echternach, der nicht nur den Pfarrer von Rindern bestellte, sondern auch im Jahre 1238 die Pfarrechte der Infirmarie seines Klosters Echternach inkorporiert hatte, eine bloße Formsache.
Mit der am 31. Juli 1448 geschehenen Trennung Donsbrüggens von Rindern und der Errichtung einer selbstständigen Pfarre war Nütterden fortan Teil des Kirchspiels Donsbrüggen.
Der erste Pfarrer von Donsbrüggen, Johannes Kael, heißt noch am selben Tage „rector capelle in Clarenbeck scite in parochia de Rynderen“.
So sicher es nun ist, dass „der d. Appolionius, altarista in Clarenbeeck“, dessen Todestag die Stiftskirche zu Kleve am 2. Juli beging und der zwischen 1368 und 1372 genannt wird, den Altar der Burgkapelle bedient hat und darum auch wie sein Vorgänger Johannes, nach dieser Burg genannt wird. Friederich Gorissen schreibt weiter; ……. deshalb war die vom Pastor zu Donsbrüggen bediente Kapelle nicht die Burgkapelle, sondern eine Seelsorgekapelle für das Dorf Nütterden.
(aus Friederich Gorissen -Frühgeschichte, Rindern- Seite 79-82)
Nach Scholten gehörten, Cranenburg und sein Stift' zu dem ehemaligen Schloss Klarenbeck der St. Georgs- und St. Barbara- Kapelle, die um 1300 von dem Dechanten Johann von Clarenbeck, einem Bruder von Martin, dem Erbauer der Essener Kirche von Zyfflich aus gestiftet wurde.
In der Geschichte des Bistums Münster heißt es, dass Nütterden 1483 vom Kirchspiel Cranenburg an Donsbrüggen kam. Um 1418 hat hier eine Kapelle zum hl. Georg und zur hl. Barbara gestanden.
Es wird vermutet, dass das Georgspatrozinium von der zum Schloss Clarenbeck gehörenden Kapelle stammt, die bereits 1682 völlig zerstört war. (aus van Ackernsche Familienblätter. Mai 1955, S. 182.)
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