Geheimnisvolles Nütterden
„Geheimnisvolles Nütterden“ von Jan de Schwoon, erzählt in neun fiktiven Kapiteln, wie sich das Leben der Menschen Heute, in Legenden, Mythen, und mysteriösen Geschichten, in der Düffelt und den Niederrheinlanden abgespielt haben könnte. Zu allen Zeiten hat es Erzählungen und schriftliche Überlieferungen gegeben. Möglicherweise erkennen Leser sich oder geschichtliche Ereignisse in „Geheimnisvolles Nütterden“ wieder.
Viele Akteure der Geschichten haben mit ihren Informationen während der Entstehung der einzelnen Kapitel dazu beigetragen, dass die Geschichten so authentisch wie möglich, aber auch so fantasievoll wie möglich, wiedergegeben werden. Alle Geschichten in „Geheimnisvolles Nütterden“ sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der tatsächlichen Geschichte und mit lebenden oder verstorbenen Personen sind aber unvermeindlich.
Was ist Wirklichkeit und was ist Fantasie? Keiner weiß es so genau.
Viel Spaß beim lesen………
Der Klever Schwan kommt aus Nütterden - Eine etwas andere Lohengrin Geschichte –
Das folgende Geschehen spielte sich so oder so ähnlich vor Urzeiten am Rande der eiszeitlichen Endmoränen in der Düffelt ab, die sich von Nimwegen bis nach Xanten hinzogen. Bewachsen war der Höhenzug mit dem Ketelwald (dem heutigen Reichswald), der überwiegend mit riesigen, dunklen Buchen- und Eichenbäumen bewachsen war. Aus den schroffen, zerklüfteten Hängen dieses Waldes, sprudelten hier die „Sieben Quellen“ von reinstem Wasser hervor. Die Quellen sammelten sich zu einem großen Teich, in Nütterden, einem Ort am Fuße des Höhenrückens. Aus diesem Teich speist sich die Renne, im Volksmund auch „et Renneken“ genannt. Dieser Fluss machte Nütterden zu einem wichtigen Handelsplatz in der Region.
Die Renne war ein alter Schifffahrtsweg in der „Düffelt“, der durch den größten Hafen in der Region bei Zyfflich und dem Wyler Meer floss, ehe sie in die Waal bei Nimwegen mündete. Eine solche schiffbare Verbindung hatte die Renne auch mit dem „Groesbecker Bach“ bei Kranenburg und dem „Kermisdahl“ bei Kleve. Die gesamten Niederrheinlande konnte so über die wichtige Wasserstraße Renne zivilisiert werden und wichtige Güter transportieren. Über Landwege waren die Dörfer in der Düffelt nicht immer erreichbar, weil die gesamte Region immer wieder von Hochwasser bedroht war und weite Landflächen ein sumpfiges Moorgebiet war.Der große Quellteich in Nütterden, auch „Forellenteich“ genannt, wurde als Trinkwasser- und Fischreservoir von den Menschen über jahrhunderte genutzt. Hier nun, an dem mit hohen Pappeln dicht bepflanzten Ufer der Renne, nahe an einem alten Fischerhaus, geschah eines Tages etwas Geheimnisvolles.Ein starker, heller Sonnenstrahl durchbrach die hohen Bäume am Ufer der Renne und schien auf ein mit Silber- und Goldfäden durchwebtes Schwanennest. Bisher war es noch von keinem entdeckt worden. In dem ungewöhnlichen Nest befand sich nur ein einziges, schneeweißes Ei. Innerhalb von Sekunden zerbarst die Schale des Eies und unter den Klängen von mystischen Melodien trat ein stolzer, weißer Schwan hervor. Von den Schwaneneltern war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Nur der alte, vergrämte Fischer schaute von seinem Platz auf, wo er gerade seine Fischnetze flickte und sah verwundert auf das Nest, als er eine Stimme vernahm, die zu dem so eben geschlüpften Schwan sprach; „Ich gebe dir den Namen Jan. Tue Gutes für die Menschen hier in den Niederrheinlanden und begleite sie schützend auf all ihren Wegen.“
Der Fischer sank vor Ehrfurcht auf die Knie, er konnte es kaum glauben, denn vor einem Jahr war sein einziger Sohn Jan beim Fischen in der Renne ertrunken. Seit dem Tod des Sohnes waren schwere Zeiten für den Fischer angebrochen, er konnte seine Frau und seine zwei kleinen Töchter nicht mehr richtig ernähren. Jetzt sah er mit freudigen Tränen in den Augen, seinen Sohn Jan in der Gestalt eines stolzen Schwanes wieder. Das geheimnisvolle an dem Geschehen war, das der gerade geborene Schwan Jan als mystisches Fabelwesen die Gestalt eines Menschen annehmen konnte, je nachdem wie die Umstände es erforderlich machten.
Der helle Sonnenstrahl verblasste langsam und es war nur noch das leise säuseln des Windes in den Baumwipfeln vernehmbar. Die Fischerfamilie aber lebte von nun an wieder vereint und glücklich zusammen.
Bis, ja bis eines Tages ein Edelmann das einfache Fischerhaus betrat. „Ich bin Lohengrin“ stellte sich der edle Ritter vor. „Mein Vater ist Parzival, der Hüter des Heiligen Grals und der Hochmeister des Templeisen-Ordens. Diesem Ritter Orden gehöre auch ich an. Ich bin in geheimer Mission auf dem Weg nach Cleve“, fuhr der Ritter fort, „wo ich Elsa von Brabant heiraten werde. Habt ihr ein entsprechendes Schiff für mich.
Auf dem beschwerlichen Weg hierhin bin ich mit einem alten römischen Lastkahn gefahren, das ist kein standesgemäßes Gefährt für mein Vorhaben.“ Der alte Fischer erschrak zuerst, denn er hatte schlechte Erfahrungen mit so manchem Edelmann gemacht. Normalerweise kamen solche hohe Herren nicht in seine bescheidene Behausung.
Nachdem er sich von dem ersten Schreck erholt hatte, sagte er mir ehrfurchtsvoller Stimme zu dem Edelmann; „Da kann ich helfen edler Herr, mein Sohn Jan kann euch sicher bis nach Cleve bringen. Er wird ein Schiff ziehen, womit ihr in Cleve repräsentieren könnt. Kommt mit nach draußen dann werdet ihr es schon sehen.“ Vor dem Fischerhaus auf der Renne schwamm ein festlich geschmückter Kahn der von einem prächtigen, weißen Schwan an einer magischen, silbernen Kette gezogen wurde. Der Ritter war so begeistert, dass er den Fischer fürstlich entlohnte und in den Kahn einstieg. Seit Lohengrin dem Ritterorden vom heiligen Gral angehörte war er es gewohnt mit mystischen Fabelwesen um zu gehen. Es wunderte ihn darum auch nicht, dass er mit dem Schwan wie mit einem Menschen reden konnte. Jan der Schwan sollte von nun an sein Begleiter sein. Sie zogen zügig an dem alten Försterhaus und dem Hof von „Bauer Anton“ in Nütterden vorbei. Kurz vor der gegenüber liegenden „Kochschen Papiermühle“ mussten sie einen kleinen Schlenker machen weil ein voll beladener Lastkahn Pappelholz bei der Mühle anlieferte.
An der großen Holzbrücke, die über der Römerstraße gebaut war, saßen bei herrlichem Sonnenschein der alte Kromwijk, der mit seinen beiden Nachbarn Flintrop und Peters ein Pfeifchen rauchend, auf einer Bank. Sie wunderten sich kurz, das ein Schwan mit so einem stattlichen Ritter in einem Kahn auf der Renne unterwegs war. Dann unterhielten sie sich gestikulierend weiter. Die glänzende Ritterrüstung von Lohengrin strahlte schon von weitem, als ein Stückchen weiter der Müller Heinrich ob de Kamp vor seiner Getreidemühle stand und dem eigentümlichen Gefährt zu winkte.
Die Renne war auf diesem Teilstück sehr schmal und sie mussten den Flößern, die ihre Baumstämme, die sie im Ketelwald geschlagen hatten, ausweichen. Jan und der Ritter schafften es heute nur bis zu einem stattlichen Bauernhof, der an der Ecke Schaafsweg / Lindenstrasse unmittelbar an der Renne lag. Der Bauer Jakob war noch dabei die Kühe zu melken während zwei Knechte schwitzend einen kleinen Lastkahn mit Heu abluden. Sie hatten das Heu von den Wiesen an der Bruchschenstraße geerntet. Die Wege in der Niederung waren um diese Zeit sehr aufgeweicht, deshalb konnten sie nicht mit den schweren Holzwagen bis zum Hof fahren. Als die Bäuerin den Edelmann und den etwas erschöpften Jan sah, rief sie ihnen zu; „Gej twee könnt van nacht ob de Däl in de kamer van enen Knecht schlope, enn wat te äte heb ek ok noch för ow twee ,“
Sie lud die beiden in der hier üblichen Dialektsprache „Kleverländisch“ ein, die Nacht auf dem Hof zu verbringen. Wie selbstverständlich wurde Jan der Schwan als Mensch wahrgenommen. Lohengrin und Jan nahmen das freundliche Angebot der Bäuerin gerne an, denn sie hatten ja noch ein großes Stück ihrer Reise vor sich. Sie traten in die Küche ein und waren überrascht wie ungewöhnlich groß diese war. Die Stube war einfach eingerichtet, aber sehr sauber. An der Stirnwand befand sich ein riesiger „Bussem“ mit einen offenen Feuer. Auf der anderen Seite befand sich in der Ecke ein kleiner Hausaltar, so wie es sich für eine christliche Bauernfamilie ziemte.
Hier in der Küche des Hofes fand das tägliche gemeinsame Leben der Bauernfamilie statt. Die Bäuerin wandte sich dem Ritter und seinem Begleiter Jan zu. „Ekk häb Supp ob et Führ, dat is läkkere Kernemelkse Papp met gedögte Prumme“ sprach sie „dor met heb ek eenentwentig Blaage groot getrokke, dor es för ow twee ock noch wat öwer“. Kaum hatte sie das ausgesprochen stürmten alle einundzwanzig Kinder in die Stube und versammelten sich an der großen Holztafel. Sie klapperten ungeduldig mit ihren Holzlöffeln an zwei große Schüsseln die auf dem Tisch standen. Die beiden Fremden wurden von den Kindern gar nicht wahrgenommen. Der Bauer war inzwischen aus dem Stall gekommen und nahm an der Kopfseite des Tisches platz. Dieser Platz war immer für den Vater reserviert, keiner sonst durfte hier sitzen.
Wie auf Kommando waren die Kinder still und alle begannen wie im Chor ein Tischgebet zu sprechen, um Gott für die Speise zu danken, so wie es seit je her kannten.
Erst dann füllte die Bäuerin aus einem großen, über dem offenen Feuer hängenden Kessel die heiße, nahrhafte Buttermilchsuppe mit getrockneten Pflaumen. Alle zusammen löffelten sie nun gemeinsam aus den beiden Schüsseln das Abendmahl. Dazu gab es noch für jeden ein deftiges Stück Brot, das bevor der Bauer es anschnitt, mit einem eingeritzten Kreuz auf der Unterseite versehen wurde, so wie es der christliche Brauch es verlangte. Die religiösen Rituale waren dem Ritter und dem Fischerjungen fremd, aber sie waren froh ein Nachtlager bei der Bauernfamilie gefunden zu haben.
Am anderen Morgen herrschte schon sehr früh reges Treiben auf dem Hof, denn es war Erntezeit. Mit den ersten Sonnenstrahlen und dem morgendlichen Glockengruß von der nahe gelegenen Kapelle Sankt Georg, verabschiedeten sich Lohengrin und Jan bei den Bauersleuten. Die Kinder schliefen noch selig auf ihrem Strohlager als sich die beiden Gäste auf den Weg zur Brücke machten, die über die Lindenstraße gebaut war. Dort wartete schon „Jupp der Fuhrmann“ mit seiner Kutsche und seinem Pferd „Mirca“. Er hatte von Lohengrins Vater Parzival den Auftrag bekommen an diesem Morgen eine Holztruhe vom Schmiede- und Schlossereibetrieb Schoemakers im Hammereisen abzuholen, um sie pünktlich hier vor der Brücke an Lohengrin zu übergeben.
In der schweren, mehrfach gesicherten Truhe befand sich das Brautgeschenk von Lohengrin an Elsa von Brabant. Es war ein großer goldener Schwan, der nach wochenlanger geheimer Arbeit von dem Schmied Schoemakers in Nütterden gefertigt wurde. Dieser goldene Schwan soll nach der Hochzeit von Lohengrin und Elsa die Spitze der Burg in Cleve krönen. Jupp der Fuhrmann wurde von Lohengrin für seine Transportdienste entlohnt nachdem dieser die schwere Truhe mit großer Anstrengung in den Kahn gehievt hatte.
Scheinbar mühelos zog Jan den nun viel schwereren Kahn unter die Brücke durch, er hatte die silberne Zugkette wieder angelegt. Diese magische, silberne Kette verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Schnell fuhren sie nun die starke Strömung der Renne nutzend, Richtung Schloss Klarenbeck weiter. An der rechten Seite des Flusses beobachtete Lohengrin wie gerade eine neue Siedlung gebaut wurde. Da der Boden hier sehr sumpfig war, werden die Häuser auf Eichenstämme gebaut, die im nahen Ketelwald geschlagen und in Floßverbänden über die Renne hierher geschafft werden. An der linken Seite fand eine Schützenübung an dem dafür eingerichteten Schießstand statt und kurz dahinter trainierten die Gladiatoren in der Sportarena von Nütterden. All das nahmen Lohengrin und Jan wahr, als sie auf das prächtige, vier türmige Wasserschloss Klarenbeck zusteuerten.
Johann von Klarenbeck begrüßte die beiden Reisenden von der Zugbrücke aus und sicherte ihnen, nachdem er ihnen einen erfrischenden Trank gereicht hatte, in einem versiegelten Brief freie Fahrt bis Cleve zu. Den sollten sie auf verlangen von den Gutsherren vorzeigen, dessen Territorium sie durchfahren mussten. Der Ritter Lohengrin und Jan der Schwan brauchten einige Zeit um die groß angelegte Schlossanlage mit dem angegliederten Bausenhof und die Mühlenanlage über den angestauten See die Weert zu verlassen.
Kurz hinter dem Elsenhof teilte sich die Renne in „Die große Wässerung“. Links floss die Renne Richtung Zyfflicher Hafen und Rechts floss sie in Richtung Cleve.
Sie bogen rechts nach Cleve ab und kamen nun, an Haus Hox, dem Haysenhof, Neu Nütterden auf der rechten Seite und dem Lindenhof links vorbei. Die Donsbrügger Windmühle und die Schmiede Heister links hinter sich lassend, kamen sie nun in ein ruhigeres Fahrwasser. Die Renne floss hier nicht weit von dem dicht bewaldeten Höhenzug vorbei.
Es war Mittag geworden, den Betrachtern zeigte sich vor der berüchtigten „Kampfarena op de Heij“ ein herrschaftliches Anwesen auf den Höhen des Ketelwaldes. Die weiß schimmernden Stämme der Birkenallee, die hinauf zu der Villa führte, leuchteten im strahlenden Sonnenlicht bis in die Niederung.
Hier hatte ein altes geldrisches Adelsgeschlecht, die „Herren von Hoe“ ihr Jagdhaus. Sie waren durch ihren regen Handel zu Reichtum und Ansehen in der Region gekommen. Ritter Lohengrin war hier oft zu Gast gewesen und hatte die ausgiebigen Jagdausflüge mit dem Hausherrn genossen. Als „die von Hoe“ ihr Jagdhaus verkauften, munkelte man das sie über ihre Verhältnisse gelebt hätten. Das Gegenteil war allerdings der Fall. Sie verlegten ihren Stammsitz nach Nütterden, wo sie ein noch größeres und schöneres Anwesen bauten. Da Nütterden, wie schon beschrieben ein wichtiger Handelsort in der Region war, konnten die „Herren von Hoe“ ihr Vermögen von hier aus besser vermehren und weitere Güter im Klevischen erwerben. Der Kontakt mit Ritter Lohengrin und den „von Hoe“ war nie abgebrochen.
In der Ortsmitte von Donsbrüggen, an der Kirche angekommen, wartete eine große Überraschung auf dem Ritter. Am Ufer der Renne stand sein alter Freund Pastor Bernhardus mit Jupp dem Herbergsvater vom Waldschlösschen. Bernhardus wird im Volksmund freundlich der „Menschenfischer von Donsbrüggen“ genannt und sein Haus, die Kirche St. Lambertus, steht zu jeder Zeit, für jedem offen, der Hilfe braucht. Die Begrüßung war herzlich, die beiden Freunde hatten sich lange nicht mehr gesehen. Früher hatten sie sich bei einem guten Fläschchen Wein die Nächte, philosophierend und diskutierend, um die Ohren geschlagen.
Natürlich freute sich Bernhardus über die Hochzeit von Ritter Lohengrin mit Elsa von Brabant und gerade aus wie er nun mal war, bot er sich spontan an die beiden zu trauen. Über dieses Angebot war der Ritter so erfreut, dass er seinen Freund sofort nach Cleve zur Hochzeit einlud, zumal Pastor Bernhardus am Hof von Cleve gut bekannt war und dort schon oft eine Messe abgehalten hatte.
Bevor Lohengrin und Jan weiter Richtung Cleve reisten, warnte Bernhardus die Beiden noch vor einer Bande von Rabauken. „Frankus von der Kranenburger“ war ihr Anführer und seine berüchtigten Rabauken hießen Michaelis, Andreas, Holgerus, Andre’us und Stefanus. Diese hatten ihr Hauptquartier im finsteren Ketelwald zwischen dem Spielberg und der Schlucht, von wo aus sie ihr Unwesen in Donsbrüggen trieben. Man konnte ihnen schlecht habhaft werden, da sie sich immer, wenn sie verfolgt wurden, über ein geheimes Kommandosystem von Baum zu Baum schwangen und so über die tiefe, gefährliche Schlucht entkamen.
Wachsam fuhren Lohengrin und Jan nun weiter in das „Tal der Gnade“ sie wollten eigentlich auf dem „Ganswykshof“ übernachten, stellten aber fest, dass der Hof gerade von den Mönchen vom Orden des St. Augustinus aus Uedem, zu einem Kloster umgebaut wurde.Sie mussten also sehen, dass Sie noch vor Anbruch der Dunkelheit ein Quartier fanden.
Als sie die Renne weiter befuhren bemerkten sie auf der parallel zum Fluss verlaufenden Weg „Kuhstronzeglei“ genannt, einen Reiter. Es war der „Junker Alexander von Donsbrüggen“ der auch auf dem Weg nach Cleve war. „Könnt ihr mir hier in der Gegend eine Herberge empfehlen?“ rief Lohengrin dem Junker zu. Dieser verlangsamte seinen Ritt und rief zurück: „In Arenacum, in et „Gut op gen Poll“ nit wiet wech van hier, dor könt gej äte en schlope. Ek sin eiges op de Wech dor hen. Wenn gej wellt bestell ek wat de Äte en een Kamer vor ow“. „Mache das Junker wir kommen gleich. Es soll dein schaden nicht sein“ antwortete Ritter Lohengrin erfreut.
Leicht erschöpft von der Reise über die Renne, wurden Lohengrin und Jan, dieser hatte wieder die Gestalt eines Menschen angenommen, vom „Provisor“ des Gutes freundlich empfangen. Das Gut wurde von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Jagdhaus genutzt deshalb war die geräumige Halle, in der auch die Mahlzeit eingenommen wurde, voll mit Jagdtrophäen geschmückt. „Gujen Dag edler Ritter“ empfing auch der Junker Alexander die beiden Ankömmlinge. „Ek hoop dat alles gut es wat ek för ow bestellt heb Heer“ und zeigte auf eine reich gedeckte Tafel. „Danke Junker, wir sind froh diese Herberge für heute gefunden zu haben. Morgen werden wir auf der Burg in Cleve erwartet, so können wir dort ausgeruht erscheinen. Seid mein Gast, esst und trinkt so viel ihr wollt.“ erwiderte Lohengrin.
„Ek ben Junker „Alexander van Donsbrüggen“ Stellte sich der Angesprochene nun vor und verbeugte sich vor dem stattlichen Ritter. „Ok ek benn märgen fruch op de Burg van Kleef ingeloje, min Cosine Elsa van Brabant traut dor ennen Ritter.“ „Welch eine Überraschung, dieser Hochzeiter bin ich“, freute sich Lohengrin „da haben wir den gleichen Weg. Ja, ich erinnere mich, Elsa hat mir schon von dir erzählt, bist du nicht der tapfere Alexander, nach dem in den Niederlanden die „Prinz Alexander Laan“ benannt wurde?“ „ Joo denn sin ek“ stammelte Alexander leicht errötend. Die beiden hatten sich an dem Abend bei einem guten Glas Wein noch viel zu erzählen, wobei sich Jan dezent im Hintergrund hielt.
Am anderen Morgen brachen Lohengrin und Jan, gestärkt durch ein kräftiges Frühstück, auf nach Cleve. Junker Alexander war schon fort, sie hatten sich auf der Clever Burg beim Hochzeitsfest verabredet. Dort auf der Burg herrschte unter dessen ein reges Treiben. Kaiser Heinrich war schon eingetroffen um an den Feierlichkeiten teil zu nehmen. Im Thronsaal des prächtig geschmückten Schlosses hatte Elsa, als die neue Herrin der Burg, die Vasallen ihres verstorbenen Vaters um sich versammelt um sie, so wie es alter Brauch war, den neuen Lehnseid sprechen zu lassen. "Beugt Euer Knie und schwöret mir Vasallentreue, so wie Ihr meinem Vater gedient habt", gebot Elsa den Erschienenen. Gehorsam knieten die Gefolgsleute vor den Stufen des Herzogsthrones und hoben die Hand zum Schwur:
"Heil Herzogin Elsa, der Herrin von Brabant!" gelobten sie ihrer neuen Herrin. Nur einer, Graf Friedrich von Telramund ein Weggefährte ihres Vaters, trat ihr entgegen; er sprach nicht das Treuegelöbnis, das Elsa als Herzogin rechtmäßig verlangte, und er zeigte sich nicht bereit, ihr zu huldigen. „Ihr seit mir als Ehefrau versprochen somit bin ich der rechtmäßige Erbe eures Vaters und Herr dieses Hauses mit Euch als Weib an meiner Seite “ rief der Graf in die erstaunte Runde. Elsa erbleichte. "Wie könnt Ihr solche anmaßenden Worte sprechen, wie könnt Ihr solche abscheuliche Lüge wagen? Niemals hat mein seliger Vater, der nun in Gottes Frieden ruht, dem Grafen solche Zusage gegeben!" Antwortete Elsa mit bebender Stimme und mit erhobener Hand schwor sie; „Ich gelobe bei Gott, unserem Kaiser Heinrich und dem Vermächtnis meines verstorbenen Vater, dass ich einem anderen edlen Herrn versprochen bin“. Graf Talramund trat in die Mitte des Saales, wobei er sich anbiedernd in Richtung des Kaisers verbeugte und rief mit spöttischer Stimme in die Runde; „Kaiser Heinrich hat heute den Hochzeitstermin festgelegt, wo ist denn Euer Edelmann, ich sehe hier im Saal keinen der mir ebenbürtig wäre.“ Nun erhob sich der Kaiser von seinem goldenen Thron, der neben dem Herzogthron von Elsa stand und verkündete mit fester Stimme; „Ich glaube meiner ehrenwerten Nichte Elsa und lege hiermit fest; wenn bis zur Mittagszeit ein anderer Edelmann zur Stelle ist wird dieser Elsa von Brabant heute ehelichen, ansonsten heiratet sie als meine folgsame Nichte den Grafen Talramund, diese meine Worte sind unwiderruflich zu befolgen“.
Erhobenen Hauptes verließ er den Saal und hinterließ eine überraschte Versammlung. „Wer soll da schon kommen“ spottete der Graf triumphierend und zog sich in seine Gemächer zurück.
Elsa sah ihren Pastor Bernadus unter den Anwesenden und bat ihn, mit Ihr in der Schlosskapelle zu beten, dass doch ein Edelmann kommen möge. Eilenden Schrittes suchten sie die Schlosskapelle auf.
Um Punkt zwölf Uhr erklangen die Turmglocken der Burg mit einem festlichen Geläut, die weit in die Niederrheinlande zu hören waren. Die gesamte adelige Gesellschaft hatte sich wieder im großen Festsaal der Burg versammelt und harrten der Dinge die da kommen würden. Elsa saß wieder neben dem Kaiser auf ihrem Thron und nestelte nervös an ihr festliches Gewandt.
„Dort, dort“ rief ein Knappe aufgeregt und zeigte auf den Fluss unterhalb der Burg. Alle Blicke wandten sich zum Strome hin und siehe da, auf dem „Kermisdahl“ nahte ein Kahn, in dem stand aufrecht ein stolzer Ritter in einer silbern schimmernden Waffenrüstung. Gezogen wurde das ungewöhnliche Gefährt von einem prächtigen weißen Schwan, der mit einer silbernen Kette den Kahn zog.
„Hurra, hurra, hurra“ schallte es dem ankommenden Ritter von den versammelten Edelleuten entgegen, als er die Stufen der Burg hinauf ging. Jan, der wieder die Gestalt eines Menschen angenommen hatte, trug die schwere Holztruhe mit dem goldenen Schwan und begleitete nun Lohengrin als Trauzeuge. Oben im Festsaal ging ein Raunen durch die Reihen, als die Beiden dort eintrafen.
„Mein Name ist Lohengrin“ Stellte sich der edle Ritter vor nachdem er sich vor Elsa und dem Kaiser hin gekniet hatte. „Ich bitte Euch Kaiser Heinrich um die Hand eurer Nichte Elsa von Brabant“, und Elsa zugewandt, „Weil ich von Eurer liebenswerten Schönheit reden hörte, bin ich hierher geeilt: Erlaubet mir, dass ich um Eure Hand bitte, Herzogin Elsa, dass ich Euch bitte, mit mir in ritterlicher Minne den Ehebund zu schließen." Mit hochroten Kopf antwortete Elsa; „Ihr habt mir die Ehre zurück gegeben Ritter Lohengrin, weil ihr heute hier erschienen seid, wenn mein Oheim Kaiser Heinrich es erlaubt, nehmt mich zu eurem Weibe". Der Kaiser erhob sich von seinem Thron als er Sprach: „So soll es sein Herzog und Herzogin von Cleve, ruft den Pfarrer damit er euch auch Gottes Segen gibt“. Graf Talramund hatte verloren. Nachdem der Kaiser diese Worte gesprochen hatte, verließ der Graf fluchtartig den Saal und ward nie mehr auf der Burg gesehen.
In Anwesenheit von Jan und Junker Alexander als Zeugen, traute Pastor Bernadus aus Donsbrüggen den Ritter Lohengrin und die Herzogin Elsa. Er segnete sie im Namen Gottes als Mann und Frau.
„Und nun hier mein Brautgeschenk an die Herzogin und die Burg von Cleve“ rief der Ritter in die neugierig gewordene Hochzeitsrunde. Er öffnete die schwere Truhe und hob den goldenen Schwan empor mit den Worten: „Dieser Goldene Schwan wurde in Nütterden für euch gefertigt, setzt ihn auf den höchsten Turm dieser Burg. Der goldene Schwan soll euch und eure Untertanen alle Zeit beschützen.“ Unter riesigem Jubel der Hochzeitsgesellschaft sprach er weiter; „Diese Burg soll ab heute Schwanenburg heißen und weit über die Grenzen von Cleve Ruhm erlangen. Lasst uns den Tag gebührend feiern“ Es begann ein rauschendes Fest, so wie es die Burg und die Stadt Cleve noch nie gesehen hatte.
Bevor sich der Herzog und die Herzogin zu später Stunde in ihre Kemenate zurück zogen, erinnerte Lohengrin seine Frau noch mal eindringlich an das Gelöbnis, an das er durch das Gebot seines Ritterordens gebunden sei. "Niemals darfst du mich nach meiner Herkunft fragen, Elsa", sagte er mahnend, „niemals“. „Brichst du dieses Gelöbnis, so bin ich dir auf immer verloren!"
So lebten sie einige Jahre glücklich und zufrieden und bekamen zwei Kinder. Bis eines Tages, als Elsa es vor Neugierde nicht mehr aushielt. "Sind wir es nicht unsern Kindern schuldig, dass sie die Herkunft ihrer Eltern kennen?" Lohengrin fuhr auf. "Elsa", rief er beschwörend, "du spielst mit unserm Eheglück! Elsa, halt ein!" Aber ihr Wort war nicht mehrzurückzuhalten.
"Wenn du mich ehrlich liebst, so sage mir, Lohengrin, welcher Herkunft du bist. . ." Totenbleich blickte er auf die Frau, die er so liebte. "Elsa, nun ist es um unser Eheglück geschehen. Das verhängnisvolle Wort ist gesprochen. Sieh dort hinüber zum Kermisdahl!"
Sie blickte in die Richtung zum Strom, wohin sein ausgestreckter Arm zeigte. Ruhig und gemessen näherte sich von dort der Schwan Jan, den sie kannte mit dem Boot, das ihr einst den Geliebten zugeführt hatte. „Du hast es so gewollt“, sagte Lohengrin mit trauriger Stimme und eilte hinunter zum Fluss. So mysteriös wie er gekommen war, so verschwand der Ritter wieder. Er war für immer für die Herzogin von Cleve und ihre Kinder verloren.
Jan der Fischersohn aus Nütterden mit seinen mystischen Fähigkeiten kommt in weiteren Geschichten als Fabelwesen in „Kleverländisch“ vor, doch niemals mehr als stolzer, weißer Schwan...........
Die Tochter des alten Grafen Eborin - Die Angst geht um in Nütterden -
Als Graf Eborin aus dem Düffelgau, im Jahre 720 vor Christi Geburt, erstmalig in einer Schenkungsurkunde eine Ansiedlung mit Namen Nitri erwähnte, muss er gewusst haben, dass sich tief unter dem Dorf mit heutigem Namen Nütterden eine andere, mystische Welt befindet.In einem Anhang zu dieser Urkunde soll sich ein alter, mit Menschenblut gezeichneter Plan befunden haben, den ein Mönch vom Stift Zyfflich heimlich angefertigt hatte, bevor er von heidnischen Dämonen aus den Niederrheinlanden gefoltert und getötet wurde. Dieser Plan in dem die unterirdischen Gänge und Stollen von Nütterden eingezeichnet waren, ist seit jahrhunderten verschollen. Unge-hindert konnten seit dieser Zeit Dämonen und satanische Geister ihr Unwesen im Untergrund von Nütterden treiben. Die Bewohner des Dorfes wurden fast jährlich in Angst und Schrecken versetzt, wenn die Dämonen Ihr jährliches Opfer von ihnen forderten.
Es sind die vergessenen, unterirdischen Stollen, die den Menschen im Dorf bis heute Angst bereiten. Von den drei Erhöhungen des Dorfes, Hingstberg, Wolfsberg und Vossberg verbinden die Gänge seit Jahrhunderten alte Höfe, Häuser, Kirchen, Adels-sitze und die alten Opferstätten von Nütterden miteinander, bis in die Niederung wo einst das untergegangene Schloss Klarenbeck des Grafen Eborin stand.
In der Nähe der Bruchschenstraße hat ebenfalls vor Urzeiten die alte St. Sebastian Kappelle gestanden. Unter dieser Kappelle so wurde immer vermutet, soll sich auch ein geheimer Eingang in die Unterwelt befinden. Diese unterirdischen Gänge führen durch den feuchten Wiesengrund zum alten Schloss Klarenbeck. Man kann den Eingang im Wiesenland an der Bruchschen Straße, versteckt hinter Büschen und einer Viehtränke, immer noch finden.
Im vom Nebel fast undurchsichtigen Morgengrauen, ist seit Urzeiten regelmäßig in Vollmondnächten eine mystische, unwirklich erscheinende Gestalt zu sehen.
Auch heute ist es wieder so weit. Die grauen Nebelschwaden wabern über „Die Weert“ dem von alten, knorrigen Weiden umwachsenen Mühlenweiher. An dessen Ufern befand sich das längst versunkene „Wasserschloss Klarenbeck“.
Der unruhige Geist, des alten Grafen Ebroin der hier lebte, steigt heute wieder einmal aus den Tiefen der verschütteten Katakomben seines Schlosses empor. Scheinbar von Wolken getragen schwebt er über Nütterden. Dabei ruft er immer wieder nach seiner kleinen Tochter Ambrosia, die auf dem Hingstberg in Nütterden auf mysteriöse Weise verschwand. Um seinen Seelenfrieden zu finden, wartete der Graf geduldig auf ein Zeichen von einer höheren, mystischen Macht. Diese Macht soll ihm seine geliebte Tochter Ambrosia wiedergeben.
Das war natürlich eine Aufgabe für Jan dem Fischersohn vom Renneken, der immer dann zur Stelle war, wenn ein anderer Hilfe benötigte. Als mystisches Fabelwesen kann Jan Kräfte mobilisieren, die normal Sterblichen nicht zur Verfügung stehen.
Als wieder einmal ein unheimliches Rauschen durch die noch kahlen Pappelbäume der Bruchschentraße ging, wurde Jan vom Grafen gerufen.
Ein lautes Stöhnen durchdrang die Niederung. Graf Ebroin irrte wieder mal unruhig durch die Lüfte über Nütterden. Jan war in seiner Nähe angekommen und sprach den Grafen an. Er ließ sich die traurige Geschichte von Ambrosia, der Tochter des Grafen erzählen. Jan sicherte dem Grafen Hilfe zu und verabschiedete sich vom Grafen, bevor dieser sich wieder bis zum nächsten Vollmond in seine verwunschene Unterwelt zurück zog.
Bei einer Bewohnerin von Nütterden war diese Nacht allerdings nicht ohne Ängste vorbei gegangen; „Van nacht tegen vier Ür heb ek en Schandol öwer het Derp gehört, wat es door blos wär loss gewesst, es denn Düwel werr loss?“ fragt Nila auf Kleverländisch, als sie am frühen Morgen in der Bäckerei auf der Dorfstraße ankam um Brot für die Familie einzukaufen.
„äne horrde Wind koom onder uit et Weiland bes hier norr boven. Ek hörde en gejammer en gestöön, dat ek wacke wurd, en niet merr schlope kos,“ fuhr sie mit gähnender Stimme fort und hielt dabei die Hand vor dem Mund.
Genau zu diesem Zeitpunkt, den Nila beschreibt, war Graf Eborin aus den Nebelschwaden bei Schloss Klarenbeck empor gestiegen.
„Wat äs gebört“ fragt Vera, die ebenfalls in dem Verkaufsraum der Bäckerei stand, interessiert bei Nila nach? „Öm desen Titt schloop ek, en dan hör ek nex“ bemerkte Vera ruhig.
„Ek heb dän Düwel van nacht gehört“ erklärte Nila ihr mit aufgeregter Stimme.
„Wat gelli schnachs alles hört“ wendet auch Moni eine weitere Kundin der Bäckerei ein, als sie durch die offene Tür in den Laden eintritt und die Unterhaltung der Dorffrauen mitbekommt; „schnachs schlopp ek, dann hör ek nex, äwel minn Oma hätt frugger vööl van de Dämonen in Nöttere vertällt. Sej es no 95 Johr ek sall se nog ene keer frooge.“
Nun mischte sich die Verkäuferin, die nicht aus Nütterden kam in das Gespräch ein;
„Datt heb gej bestemmt gedroomt“ sagte sie mit schnippischen Unterton in der Stimme.
Nila, die das Gespräch der Frauen mit ihren ängstlichen Äußerungen begonnen hatte, erwiderte mit hochrotem Kopf; „wat ek gehört heb, heb ek gehört. Ek sin doch nit gäck“
sie rannte ohne ihr bereits bezahltes Brot mit zu nehmen, aus den Laden.
Die Bäckereiverkäuferin rief ihr noch nach, aber Nila hörte es nicht mehr.
Die jungen Frauen hatten noch nicht wirklich etwas von dem geheimnisvollen Treiben in Nütterden gesehen. Aber alte Geschichten, die von Generation zu Generation weiter erzählt wurden, werden immer wieder aufgefrischt und bereitete den Dorfbewohnern immer wieder schlaflose Nächte.
Was ist Wirklichkeit und was ist Fantasie?
Nicht nur die Frauen, sondern alle Dorfbewohner von Nütterden sollten noch viel mehr von den mysteriösen Vorgängen in ihrem Dorf erfahren………
Unter der Kaiserlinde
– Polonaise in den Katakomben von Nütterden –
Ein sonniger Tag neigt sich so langsam dem Ende zu. Es verspricht eine sternenklare, mondhelle Nacht zu werden.
Ideal um zu beobachten, wie das seichte Mondlicht durch die schmalen Spalten der Tore zur Unterwelt lugt und die unterirdischen Geister aufwachen läst.
Gibt es solch ein Tor auch in den Katakomben unserer Kirche von „Onsen lieven Sennt Tön“ ?
Kirchlich gehörte Nütterden jahrhunderte lang zur Pfarre in Donsbrüggen. Erst 1841 wurde die Pfarrgemeinde St. Antonius gegründet und ersetzte die alte Kapelle, von 1418. Im Jahre 1853 erhielt die junge Pfarre eine eigene Kirche im neogotischen Stil. Dabei wurde auch eine Verbindung von der Kirche zum geheimnisvollen Labyrinth von Nütterden gebaut. Es gibt in fast allen Häusern alte, verborgene Türen zu dem unterirdischen Reich der Mythen und Sagen.
Die Kirchenglocken von Sankt Antonius rufen zum täglichen Abendgebet, ein Klang der in der mystischen Unterwelt nicht gerne gehört wird.
Der alte Pastor von „Onsen lieven Sennt Tön“ hat es verstanden die bösen Mächte von seinem Haus erfolgreich ab zu wehren. Das Tor zur Unterwelt in seiner Kirche hat er doppelt und dreifach gesichert. Mit einer wöchentlichen Messe, ständigen Gebeten und lautem Geläut seiner Kirchenglocken, hat er die unheiligen Geister in den unterirdischen Gängen immer in Schach halten können.
Iren Pete spricht Nila vor der Kirche an; „onder de Kerk, ek weet et nitt genau, mar door es ok ennen geheimen Gang. Ek glöf, ek weet et noch van frugger, dat enne Gang bess norr den Bunker op de Kerkhoff ging.“
In Sorge um weitere mysteriöse Vorfälle antwortet Nila aufgeregt;
„ de hele Nacht daför, heb ek ok all nit schloope könne, sön Lawaj was öwer Nöttere, ma min glööft ja gen mens. In Nöttere spukt et.“
Kaum hatte Nila das ausgesprochen, glaubten sie ein erst kaum hörbares, dann aber das immer lauter werdendes Schnaufen und Wiehern eines Pferdes zu hören.
Durch die Grablichter, die einen mystischen, rötlichen Schleier über den Friedhof verströmten, spürten sie die ehrfürchtige Macht, die von diesem Ort ausgeht. Und plötzlich glaubten sie auch, das sie am Ende des Friedhofes, dort wo der versteckte Eingang zu einem Bunker zu vermuten ist, im rötlichen Schein ein ungesatteltes weißes Pferd zu erkennen. Es steht bestimmt bereit für den Geist des alten Graf Eborin glaubten die Frauen und machten sich gegenseitig Mut. Noch wissen die beiden Frauen nicht, dass Jan der Fischersohn vom Renneken, längst in die Geschichte um Graf Eborin eingetreten ist.
Sie hielten sich fest an den Händen, als sie schnellen Schrittes zur Einweihung einer Kaiserlinde zur Dorfstraße liefen. Was sie hier vernahmen wunderte sie nun auch nicht mehr.
Bei der Vorbereitung zur Pflanzung der Kaiserlinde durch den Heimat und Verschönerungsverein Nütterden, stieß man auf einen alten Stollen. Hier stand im 15. Jahrhundert eine alte Kapelle, die den Heiligen; Sankt Georg und Sankt Barbara gewidmet war. Dieser alte Stollen muss auch eine Verbindung mit dem Friedhof, der Kirche, dem Pastorat und den beiden Gastwirtschaften von Nütterden haben;
denn es geht das Gerücht umher, dass sich Pastor Meyers, Fritz Schönke und der alte Gerd Kersten dort auf halber Strecke in dem Gewölbe getroffen haben, um Karten zu spielen. Dabei sollen sie mehrere „drie vör enne roje“ getrunken haben.
Ihre Nachfolger sollen sich der alten Tradition folgend noch heute hier unten treffen.
Manchmal sollen sie die nächtlichen Gelage so übertreiben, dass sie den Dirigenten vom Musikzug Nütterden, der gerade in der alten Schule über dem Jugendtreff Päpp, mit seinen Musikern probte, eingeladen haben. Dabei sollen sie eine Polonaise in dem alten Stollen getanzt haben und dabei lauthals sangen „Papp mach mich lustig….Papp mach mich froh“ und „Dat wej Nöttersse Jonges sinn dat welle wej weten…“!
Wenn man das Ohr ganz fest an den dünnen Stamm der noch jungen Linde hält, kann man die vier auch heute noch singen hören………..
Das Päpp – Der geheimnisvolle Keller in der alten Schule –
Beim Versuch eine hinter Regalen versteckte Kellertüre in der Alten Schule von Nütterden zu öffnen kam ein bisher unbekannter Raum zum Vorschein. Unmittelbar unter den Versammlungsräumen des heutigen Jugendheims „Päpp“ musste sich also noch ein Raum befinden.
Die schwere, mit einem verrosteten Eisenriegel, verschlossene Eichentür, war nur mit großer Anstrengung von dem Hausmeister und zwei Kunden, die wie zufällig in der Bäckerei im Erdgeschoss der alten Schule ihre Einkäufe machten, zu öffnen.
Krächzend öffneten sie die alte Türe, dabei blickten die Männer in ein dunkles, vermodertes, wie eine Grabkammer wirkendes Verlies. Es erwartete sie ein grausiger Anblick.
Der Hausmeister und einer der Kunden aus der Bäckerei hatten es plötzlich eilig den unwirklichen Ort zu verlassen. Sie rannten aus den Kellerräumen der alten Schule ans Tageslicht, als hätten sie was Unvorstellbares im Keller gesehen.
Nur einer blieb und stammelte unverständliche Worte in ein dunkles Tuch, dass er vor sein Gesicht hielt. Er war ein alter, sehr hagerer Mann mit schulterlangen, grauen Haaren, das unter der verschlissenen, schwarzen Kapuze hervorquoll.
Als er eine Kerze anzündete, die er scheinbar in seinem langen schwarzen Gewand bei sich trug, erkannte man im diffusen, flackernden Schein der wächsernen Lichtquelle, ein altes, modriges Gemäuer mit mehreren rechteckigen Nischen.
Der Alte betrat mit schwankenden Schritten den Raum als ein heftiger, eiskalter Wind durch die Grabesstille peitschte. Aus einer Nische viel ein verwester Schädel auf den glitschigen mit alten Klinkersteinen gepflasterten Boden. In einer anderen, halbrunden Nische bewegte sich ein mit einem löchrigen Tuch bedecktes, stehendes Skelett.
Verwesungsgeruch machte sich breit.
Plötzlich durchzuckte ein feuerroter Strahl die gruselige Toten Stätte. Das marode Gemäuer bebte wie als wenn der Musikverein von Nütterden in der oberen Etage der alten Schule lautstark einen Marsch übte.
Der Alte Greis stammelte unverständliche Worte, während er eine vergilbte Rolle Papier triumphierend in die Höhe hielt.
Das Kellerverlies füllte sich urplötzlich mit gelblich, nach Schwefel riechenden Rauch und der Alte verschwand so lautlos wie er sich unter die Käufer in der Bäckerei geschmuggelt hatte, wieder aus der alten Schule.
Wie von Zauberhand war der Kellerraum wieder in einem normalen Keller verwandelt. Lediglich eine zerrissene Brottüte der Bäckerei aus dem Erdgeschoss lag wie achtlos weggeworfen in einer Ecke.
Was war geschehen? Hat der Satan sein Ziel erreicht? Was kommt jetzt auf die Bewohner von Nütterden zu? Kann Jan der Fischersohn helfen ?
Viele Fragen und noch keine Antworten………….
Frieden für Ambrosia
– Das Paradies vom Hingstberg -
Der ungewöhnliche Vorfall in dem Keller der alten Schule in Nütterden sollte nicht ohne Folgen für das Dorf bleiben.
Der wahrhaftige Satan hatte die seit jahrhunderten verschollen geglaubte Papierrolle mit dem geheimen Schlüsselcode der alten Festung im Hingsberg gefunden. Sie war in einer Nische des Gruselkellers unter dem Jugendheim „Päpp“, seit alter Zeit versteckt gewesen. In dieser Papierrolle war auch der Aufenthaltsort von Ambrosia beschrieben. Wo sich Ambrosia befand war seit Jahrhunderten ein großes Rätsel.
Der fromme Graf Eborin kam deshalb nie zur Ruhe weil er sein verschollenes Töchterchen nie in geweihter Erde begraben konnte.
In der uralten Schriftrolle, die nun in Besitz des Satans gekommen war stand die ganze Chronik des Dorfes mit allen Bürgern, Höfen und Gebäuden von Nütterden und die traurige Geschichte von dem Mädchen Ambrosia.
Folgendes ist darin überliefert;
Die kleine Ambrosia ging in Begleitung Ihrer frommen Base Hendrine und dem jungen Pater Lorenzo, der vom Stift Zyfflich stammte und sich um das Seelenheil der Grafenfamilie zu kümmern hatte, am Hingstberg spazieren, um dort am so genannten „Paradies“ zu beten.
Hier war nicht nur ein heimlicher Treffpunkt für verliebte Paare, sondern dort steht seit alter Zeit auch ein Weg Kreutz, wo Sparziergänger inne hielten um zu meditieren.
Es begab sich nun, dass der junge Pater Lorenzo und die fromme Base Hendrine wohl nicht nur andächtig beteten, sondern sich mit allerlei Liebesspielen vergnügten.
Dabei vergaßen sie die kleine Ambrosia. Diese nutzte die Gelegenheit zum herum Tollen, wagte sich aber zu nahe an den Rand des Hingstberges und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe, sie ward nie mehr gefunden.
Aus unsäglicher Trauer und tiefem Zorn wurde sodann der Pater und die Base in einem verlassenen Stollen des Hingstberges von fremden Mächten verbannt.
Der Stollen wurde verbaut und nie mehr geöffnet. Keiner wusste davon bis zu dem Zeitpunkt als der Satan das Schriftstück in der alten Schule fand. Dieser weiß nun wo der Eingang zu dem Labyrinth im Hingstberg ist.
Was passiert wenn Satan den Stollen öffnet? Trifft er auf die Verdammten Pater Lorenzo und Base Hendrine? Was wurde aus Ambrosia? Gelangt er an die Karte wo alle Höfe und Gebäude von Nütterden eingetragen sind?
Satan will nur eins, Ihre Seelen und die Macht über das ganze Dorf Nütterden.
Der Himmel färbt sich rot über dem Hingstberg. Eine ohrenbetäubende Explosion erschüttert Nütterden. Satan hat die schwere Eisentüre, die den Eingang des Stollens vom Hingstberg versperrte, gesprengt.
Hat der Teufel erreicht was er wollte? Konnte er die Seelen von dem über viele Jahrhunderte eingesperrten Pater Leonardo und der Base Hendrine rauben? Was ist mit dem Mädchen Ambrosia geschehen, konnte sie gerettet werden und ihren Frieden bei ihrem Vater finden?
Als Nila aus Nütterden, von der Geschichte hört meldet sie sich; „ek weet dat de Menze ütt Nöttere noch van Daag van dat geschrau inne Nacht vertelle, dat van denn Hinstberg kömmt. Brrrrrr…“ sagt sie und schüttelt sich, „gruseliges Nöttere.“
Auch Jan der Fischersohn hatte die gewaltige Explosion in seiner Fischerhütte am Renneken mitbekommen. Er eilte zum Hingstberg und sah schon von weitem ein Licht aus dem gesprengten Eingang in die Unterwelt leuchten.
Ausdruckslos kamen ihm der Pater Leonardo und die Base Hendrine auf einen schmalen Weg aus der Tiefe des Berges entgegen und starrten ins Leere. Sie hatten Ihre Seele an den Satan verloren.
Aber was ist aus Ambrosia geworden? Ist ihre Seele gerettet oder ist sie wie Leonardo und Hendrine verdammt in alle Ewigkeit.
Im Eingangsbereich der geöffneten Grotte, zeigt sich ein großer Kerker ähnlicher Saal. Oben auf einer Empore sah Jan im bläulich schimmernden Nebel einen großen Sarkophak. An den Wänden verbreiten flackernde, gelbliche Lichter eine unwirkliche Stimmung in dem kuppelähnlichen Raum.
Jan schritt suchend durch die Halle und sah in einem kleinen Sarg das Mädchen Ambrosia. Sie hatte sich nicht verändert und sah immer noch so kindlich aus wie das kleine, spielende Mädchen, das es einmal war. Pater Leonardo hatte die Tochter des Grafen Eborin hier christlich aufgebahrt und so ihre Seele vor dem Satan gerettet.
Ehrfürchtig hob Jan den kleinen Sarg mit Ambrosia aus dem großen Sarkophak hervor und trug ihn ins Freie.
Mit der Kraft seiner mystischen Kräfte, rief er den Geist von Graf Eborin herbei um Ihm endlich seine geliebte Tochter zu übergeben. Dieser dankte Jan weil er nun endlich Frieden finden konnte und seine tote Tochter mit in sein Totenreich nehmen konnte.
Der Geist von Graf Ebroin ward nicht mehr in der Niederung von Nütterden gesehen.
Jan nahm das komplette Archiv mit allen Zeichnungen und Plänen von Nütterden aus dem Verlies des Hingstberges an sich, bevor es mit großem Getöse einkrachte.
Er will mit den Unterlagen Nütterden erkunden und somit die Geschichte des Dorfes sichern.
Jan ahnte nicht was ihn noch alles erwarten sollte……….
Frieden für Ambrosia – Das Paradies vom Hingstberg -
Der ungewöhnliche Vorfall in dem Keller der alten Schule in Nütterden sollte nicht ohne Folgen für das Dorf bleiben.
Der wahrhaftige Satan hatte die seit jahrhunderten verschollen geglaubte Papierrolle mit dem geheimen Schlüsselcode der alten Festung im Hingsberg gefunden. Sie war in einer Nische des Gruselkellers unter dem Jugendheim „Päpp“, seit alter Zeit versteckt gewesen. In dieser Papierrolle war auch der Aufenthaltsort von Ambrosia beschrieben. Wo sich Ambrosia befand war seit Jahrhunderten ein großes Rätsel.
Der fromme Graf Eborin kam deshalb nie zur Ruhe weil er sein verschollenes Töchterchen nie in geweihter Erde begraben konnte.
In der uralten Schriftrolle, die nun in Besitz des Satans gekommen war stand die ganze Chronik des Dorfes mit allen Bürgern, Höfen und Gebäuden von Nütterden und die traurige Geschichte von dem Mädchen Ambrosia.
Folgendes ist darin überliefert;
Die kleine Ambrosia ging in Begleitung Ihrer frommen Base Hendrine und dem jungen Pater Lorenzo, der vom Stift Zyfflich stammte und sich um das Seelenheil der Grafenfamilie zu kümmern hatte, am Hingstberg spazieren, um dort am so genannten „Paradies“ zu beten.
Hier war nicht nur ein heimlicher Treffpunkt für verliebte Paare, sondern dort steht seit alter Zeit auch ein Weg Kreutz, wo Sparziergänger inne hielten um zu meditieren.
Es begab sich nun, dass der junge Pater Lorenzo und die fromme Base Hendrine wohl nicht nur andächtig beteten, sondern sich mit allerlei Liebesspielen vergnügten.
Dabei vergaßen sie die kleine Ambrosia. Diese nutzte die Gelegenheit zum herum Tollen, wagte sich aber zu nahe an den Rand des Hingstberges und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe, sie ward nie mehr gefunden.
Aus unsäglicher Trauer und tiefem Zorn wurde sodann der Pater und die Base in einem verlassenen Stollen des Hingstberges von fremden Mächten verbannt.
Der Stollen wurde verbaut und nie mehr geöffnet. Keiner wusste davon bis zu dem Zeitpunkt als der Satan das Schriftstück in der alten Schule fand. Dieser weiß nun wo der Eingang zu dem Labyrinth im Hingstberg ist.
Was passiert wenn Satan den Stollen öffnet? Trifft er auf die Verdammten Pater Lorenzo und Base Hendrine? Was wurde aus Ambrosia? Gelangt er an die Karte wo alle Höfe und Gebäude von Nütterden eingetragen sind?
Satan will nur eins, Ihre Seelen und die Macht über das ganze Dorf Nütterden.
Der Himmel färbt sich rot über dem Hingstberg. Eine ohrenbetäubende Explosion erschüttert Nütterden. Satan hat die schwere Eisentüre, die den Eingang des Stollens vom Hingstberg versperrte, gesprengt.
Hat der Teufel erreicht was er wollte? Konnte er die Seelen von dem über viele Jahrhunderte eingesperrten Pater Leonardo und der Base Hendrine rauben? Was ist mit dem Mädchen Ambrosia geschehen, konnte sie gerettet werden und ihren Frieden bei ihrem Vater finden?
Als Nila aus Nütterden, von der Geschichte hört meldet sie sich; „ek weet dat de Menze ütt Nöttere noch van Daag van dat geschrau inne Nacht vertelle, dat van denn Hinstberg kömmt. Brrrrrr…“ sagt sie und schüttelt sich, „gruseliges Nöttere.“
Auch Jan der Fischersohn hatte die gewaltige Explosion in seiner Fischerhütte am Renneken mitbekommen. Er eilte zum Hingstberg und sah schon von weitem ein Licht aus dem gesprengten Eingang in die Unterwelt leuchten.
Ausdruckslos kamen ihm der Pater Leonardo und die Base Hendrine auf einen schmalen Weg aus der Tiefe des Berges entgegen und starrten ins Leere. Sie hatten Ihre Seele an den Satan verloren.
Aber was ist aus Ambrosia geworden? Ist ihre Seele gerettet oder ist sie wie Leonardo und Hendrine verdammt in alle Ewigkeit.
Im Eingangsbereich der geöffneten Grotte, zeigt sich ein großer Kerker ähnlicher Saal. Oben auf einer Empore sah Jan im bläulich schimmernden Nebel einen großen Sarkophak. An den Wänden verbreiten flackernde, gelbliche Lichter eine unwirkliche Stimmung in dem kuppelähnlichen Raum.
Jan schritt suchend durch die Halle und sah in einem kleinen Sarg das Mädchen Ambrosia. Sie hatte sich nicht verändert und sah immer noch so kindlich aus wie das kleine, spielende Mädchen, das es einmal war. Pater Leonardo hatte die Tochter des Grafen Eborin hier christlich aufgebahrt und so ihre Seele vor dem Satan gerettet.
Ehrfürchtig hob Jan den kleinen Sarg mit Ambrosia aus dem großen Sarkophak hervor und trug ihn ins Freie.
Mit der Kraft seiner mystischen Kräfte, rief er den Geist von Graf Eborin herbei um Ihm endlich seine geliebte Tochter zu übergeben. Dieser dankte Jan weil er nun endlich Frieden finden konnte und seine tote Tochter mit in sein Totenreich nehmen konnte.
Der Geist von Graf Ebroin ward nicht mehr in der Niederung von Nütterden gesehen.
Jan nahm das komplette Archiv mit allen Zeichnungen und Plänen von Nütterden aus dem Verlies des Hingstberges an sich, bevor es mit großem Getöse einkrachte.
Er will mit den Unterlagen Nütterden erkunden und somit die Geschichte des Dorfes sichern.
Jan ahnte nicht was ihn noch alles erwarten sollte……….
Der ungewöhnliche Vorfall in dem Keller der alten Schule in Nütterden sollte nicht ohne Folgen für das Dorf bleiben.
Der wahrhaftige Satan hatte die seit jahrhunderten verschollen geglaubte Papierrolle mit dem geheimen Schlüsselcode der alten Festung im Hingsberg gefunden. Sie war in einer Nische des Gruselkellers unter dem Jugendheim „Päpp“, seit alter Zeit versteckt gewesen. In dieser Papierrolle war auch der Aufenthaltsort von Ambrosia beschrieben. Wo sich Ambrosia befand war seit Jahrhunderten ein großes Rätsel.
Der fromme Graf Eborin kam deshalb nie zur Ruhe weil er sein verschollenes Töchterchen nie in geweihter Erde begraben konnte.
In der uralten Schriftrolle, die nun in Besitz des Satans gekommen war stand die ganze Chronik des Dorfes mit allen Bürgern, Höfen und Gebäuden von Nütterden und die traurige Geschichte von dem Mädchen Ambrosia.
Folgendes ist darin überliefert;
Die kleine Ambrosia ging in Begleitung Ihrer frommen Base Hendrine und dem jungen Pater Lorenzo, der vom Stift Zyfflich stammte und sich um das Seelenheil der Grafenfamilie zu kümmern hatte, am Hingstberg spazieren, um dort am so genannten „Paradies“ zu beten.
Hier war nicht nur ein heimlicher Treffpunkt für verliebte Paare, sondern dort steht seit alter Zeit auch ein Weg Kreutz, wo Sparziergänger inne hielten um zu meditieren.
Es begab sich nun, dass der junge Pater Lorenzo und die fromme Base Hendrine wohl nicht nur andächtig beteten, sondern sich mit allerlei Liebesspielen vergnügten.
Dabei vergaßen sie die kleine Ambrosia. Diese nutzte die Gelegenheit zum herum Tollen, wagte sich aber zu nahe an den Rand des Hingstberges und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe, sie ward nie mehr gefunden.
Aus unsäglicher Trauer und tiefem Zorn wurde sodann der Pater und die Base in einem verlassenen Stollen des Hingstberges von fremden Mächten verbannt.
Der Stollen wurde verbaut und nie mehr geöffnet. Keiner wusste davon bis zu dem Zeitpunkt als der Satan das Schriftstück in der alten Schule fand. Dieser weiß nun wo der Eingang zu dem Labyrinth im Hingstberg ist.
Was passiert wenn Satan den Stollen öffnet? Trifft er auf die Verdammten Pater Lorenzo und Base Hendrine? Was wurde aus Ambrosia? Gelangt er an die Karte wo alle Höfe und Gebäude von Nütterden eingetragen sind?
Satan will nur eins, Ihre Seelen und die Macht über das ganze Dorf Nütterden.
Der Himmel färbt sich rot über dem Hingstberg. Eine ohrenbetäubende Explosion erschüttert Nütterden. Satan hat die schwere Eisentüre, die den Eingang des Stollens vom Hingstberg versperrte, gesprengt.
Hat der Teufel erreicht was er wollte? Konnte er die Seelen von dem über viele Jahrhunderte eingesperrten Pater Leonardo und der Base Hendrine rauben? Was ist mit dem Mädchen Ambrosia geschehen, konnte sie gerettet werden und ihren Frieden bei ihrem Vater finden?
Als Nila aus Nütterden, von der Geschichte hört meldet sie sich; „ek weet dat de Menze ütt Nöttere noch van Daag van dat geschrau inne Nacht vertelle, dat van denn Hinstberg kömmt. Brrrrrr…“ sagt sie und schüttelt sich, „gruseliges Nöttere.“
Auch Jan der Fischersohn hatte die gewaltige Explosion in seiner Fischerhütte am Renneken mitbekommen. Er eilte zum Hingstberg und sah schon von weitem ein Licht aus dem gesprengten Eingang in die Unterwelt leuchten.
Ausdruckslos kamen ihm der Pater Leonardo und die Base Hendrine auf einen schmalen Weg aus der Tiefe des Berges entgegen und starrten ins Leere. Sie hatten Ihre Seele an den Satan verloren.
Aber was ist aus Ambrosia geworden? Ist ihre Seele gerettet oder ist sie wie Leonardo und Hendrine verdammt in alle Ewigkeit.
Im Eingangsbereich der geöffneten Grotte, zeigt sich ein großer Kerker ähnlicher Saal. Oben auf einer Empore sah Jan im bläulich schimmernden Nebel einen großen Sarkophak. An den Wänden verbreiten flackernde, gelbliche Lichter eine unwirkliche Stimmung in dem kuppelähnlichen Raum.
Jan schritt suchend durch die Halle und sah in einem kleinen Sarg das Mädchen Ambrosia. Sie hatte sich nicht verändert und sah immer noch so kindlich aus wie das kleine, spielende Mädchen, das es einmal war. Pater Leonardo hatte die Tochter des Grafen Eborin hier christlich aufgebahrt und so ihre Seele vor dem Satan gerettet.
Ehrfürchtig hob Jan den kleinen Sarg mit Ambrosia aus dem großen Sarkophak hervor und trug ihn ins Freie.
Mit der Kraft seiner mystischen Kräfte, rief er den Geist von Graf Eborin herbei um Ihm endlich seine geliebte Tochter zu übergeben. Dieser dankte Jan weil er nun endlich Frieden finden konnte und seine tote Tochter mit in sein Totenreich nehmen konnte.
Der Geist von Graf Ebroin ward nicht mehr in der Niederung von Nütterden gesehen.
Jan nahm das komplette Archiv mit allen Zeichnungen und Plänen von Nütterden aus dem Verlies des Hingstberges an sich, bevor es mit großem Getöse einkrachte.
Er will mit den Unterlagen Nütterden erkunden und somit die Geschichte des Dorfes sichern.
Jan ahnte nicht was ihn noch alles erwarten sollte……….
Das Glöcklein ruft – Vom Rhein bis auf dem Wolfsberg –
Ein erschütterndes Wolfsgeheul schallte von den Höhen des Wolfsberges über das Dorf herüber. Es traf die Nütteraner Bürger bis ins Mark.
Als Jan der Fischersohn das laute Geheul in seinem alten Fischerhaus am Renneken vernahm, war er in großer Sorge. Durch seine mystischen Fähigkeiten wusste er sofort, dass Gefahr drohte. Sollte der alte Werwolf wieder in Nütterden umherschweifen und ein Opfer suchen? Lange war es ruhig um diese Bestie geblieben. Um seine Stellung in der bösen, mystischen Welt zu stärken forderte der „Alte“, wie der Wolf von den Dorfbewohnern respektvoll und ängstlich genannt wurde, alle Jahre wieder ein Menschenopfer, das er sich oft bis in die Dorfmitte hinein holte.
Schreiend rannten die Kinder, die im Schwimmbad der Jugendherberge auf dem Wolfsberg geschwommen hatten, Richtung Dorfmitte zurück.
Die Kinderschar beruhigend, kam Jan ihnen eilenden Schrittes auf der Bomshoffstrasse entgegen. Er wollte größeres Unheil verhindern.
Doch plötzlich, auf halbem Wege auf der Wolfsbergstrasse hielt Jan Inne.
Von den Höhen des Wolfsberges, in der Ferne, vernahm er bei genauem Hinhören, wie ein leises Glöcklein erklang. Nur schwach, aber es war deutlich zu hören.
Er war freudig erregt, dieses wohltuende Geläut zu vernehmen. Wie von Geisterhand wurde die Glocke in dem kleinen, verfallenden Kirchlein auf dem Wolfsberg immer wieder mal geläutet. Sie erklang immer dann, wenn Gefahr in Nütterden drohte.
Jan ist sich sicher, es ist die Glocke die der alte Pastor Siebers für “seine Kapelle“ auf dem Wolfsberg gestiftet hat. Dieser Pastor hatte schon zu seinen Lebzeiten viel gutes für Nütterden getan und wurde von den Nütteranern noch nach seinem Tod hoch verehrt.
Unter Anderem hatte er, dem Schiffer einer Rheinfähre diese Glocke „abgeschwatzt“ und sie in dem kleinen Kirchlein auf dem Wolfsberg eingesegnet. War es am Ende der gute Geist des toten Pfarrers, der das Glöcklein in Gang setzte wenn Gefahr drohte?
Die Bewohner im Dorf waren jedenfalls davon überzeugt.
Alleine der süße Klang dieses Glöckchens bewirke, dass alles Böse aus dem Umkreis von Nütterden verdammt wurde.
Alle bösen Geister und Dämonen, insbesondere der alte blutrünstige Wehrwolf konnten den lieblichen, versöhnenden Klang der Glocke nicht ertragen.
Noch bevor er Unheil anrichten konnte, wurde der Dämon ein weiteres mal in die ewige Verdammnis seiner Unterwelt zurück gedrängt.Frieden kehrte wieder ein am Wolfsberg.
Jan stand nun alleine in der Kiesgrube vom alten Berns und schaute den ausgemergelten Steilhang des Wolfsberges hinauf, Ihm kam es so vor als wolle sich das kleine Kirchlein in die Tiefe stürzen.
Wie lange wird sie noch am drohenden Abgrund stehen bleiben, wird das Glöcklein dann für immer verstummen?
Jan will all seine magische Kraft einsetzen das dies nie geschehen solle…….
Wo ist Lombok? – Das Gasthaus zum Bissigen –
Vom Wolfsberg aus wollte Jan über die Bomshof Straße Richtung Dorfstraße gehen. Er stand immer noch unter dem Eindruck des Geschehens am Wolfsberg.
Aber er freute sich als er an der Wofsbergstraße seinen alten Bekannten „Jupp“ und dessen Pferd „Mirka“ wieder sah.
„ Dorop motten wej ennen drenke“ lud Jupp ihn freundlich ein. „Kom hier in min alde Korr te sette, dann fore wej nor denn „Schworte Raaf“, denn hätt enen läkkeren Fusel“, sagte Jupp mit der Zunge schnalzend, als er sein Pferd Mirka mit ein paar Handgriffen anspannte.
An der Schreinerei Knieriem und dem „Ritter“ einem großen Bauernhof vorbei, waren sie schnell beim „Schwarzen Raben“ auf der „Alten Bahn“ angekommen. Hier wurden sie vom jetzigen Hausherrn Wolfgang freundlich empfangen.
Es ist heute keine Schankwirtschaft mehr, aber seit jahrhunderten war es ein traditionell gastfreundliches Haus, wo Reisende immer willkommen waren. Diese Tradition wird von dem jetzigen Besitzer Wolfgang für gute Freunde bist heute fortgeführt.
Es wurde eine feuchtfröhliche Nacht, bevor Jan in den frühen Morgenstunden weiter Richtung Neu Nütterden aufbrach. Das Pferd Mirka brachte seinen Herrn Jupp sicher auch ohne Führung nach Hause. Diesen Weg hatte es schon unzählige Male gemacht, während Jupp in seiner Karre den Schlaf der gerechten schlief.
Da es sich in Nütterden mittlerweile herum gesprochen hatte, dass Jan im Dorf unterwegs war, wollten ihn natürlich auch alle begrüßen die ihn sahen.
Auf der Straße Bomshof standen die beiden Jungfern Gön und Mietje zu keifen, sie waren dabei spielende Kinder zu verscheuchen.
Die Schwestern waren bei den Kindern im Ort dafür bekannt, durch ihr eigen- brödlerisches Verhalten, Angst zu verbreiten. Ebenso wie die Dorfkinder lief Jan schnell weiter um nicht von Gön und Mietje angesprochen zu werden.
Ein Stückchen weiter war der Kiosk von Tante Lieschen der auch unter dem Namen „Bello“ bekannt war. Eine Gruppe Mädchen aus dem Dorf standen vor dem Haus und freuten sich neuen „Stoff“ zu kaufen. Der „Stoff“ war das begehrte, süße Esspapier das Silke Dormann, Nette A, Silke Neblung und Melanie Bossmann so gerne naschten. Wenn dann mehrmals von den Mädchen auf die Klingel gedrückt wurde, um für wenige Pfennige Nachschub zu holen, rief eine Stimme mit Kleverländischen Dialekt aus dem Wohnzimmer, wo durch eine Klappe in der Tür der Verkauf statt fand, „gott es on de Döör et hätt geschällt“ und schon sprang die kleine Tochter Irene auf um Esspapier, Eis, Fruchtgummi und andere Leckereien zu verkaufen. Ihre Mutter war nicht mehr so fit, dass sie alle paar Minuten, immer dann wenn es schellte, so schnell aus dem Sessel aufstehen konnte, um mit Pfennigsbeträgen ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.
Nachdem Jan auch den „Stoff“ probiert hatte und die Mädchen berichteten, was für eine schöne, unbeschwerte Zeit sie doch erlebten, zog er zufrieden weiter. Er wollte vor dem Dunkelwerden in Lombok ankommen weil er noch seine Schuhe, die schon sehr löchrig geworden waren, bei Schuster Heinen reparieren lassen wollte. „Lombok wij komm ek dan norr Lombok?“ fragte Jan auf Kleverländisch.
Jörg Neyenhuys der an der Straße auf seine Schwester wartete „Ken Mens sprekt mer över Lombok, mar et gehört bej Nöttere.
Et word van Dag nej Nöttere genümt… ömmer rächt ütt, dan komt gej nor Lombok“ ab Jörg freundlich Auskunft.
Im Dorf kamen ihm noch Sandra Koenen und Markus Derks entgegen. Auf Nachfrage von Jan wohin so schnell des Weges… erklärte Markus ihm; „norr denn Kiosk… norr „Bello“… denn kenn ek ok... erst hebbe se innen Flur verkocht... loter dan hebbe se en Kamer ütgebaut… en over en halve brünne Dör as Teek hebbe se dat berümde Eetpapier för enne Penning verkocht.“ sinnierte er, „nee wat was dat en moje tidt… ok owends könn gej hier noch schälle…ma ob imand de Döör los megt es niet ömmer seeker…. wänn dänn alde Bello enen öwer dänn Dorst gedronke het, enn alles schlöppt, blift de Dör decht… doröm mot ek now gau dor hen.“
Rainer Kromwyk, der gerade von seinem jetzigen Wohnort Reichswalde kam, verriet mit hoch rotem Kopf… „ bej Bello hebben wej onsere erste Ziggis gekocht… dor wasse wej glöf ek twälf of so“.
Die Ereignisse bezüglich Kiosk überschlugen sich an der Straße.
Michael Flintrop, der mit seiner frisierten Puch und tiefer gelegtem Genfieldsattel vorbei rauschte rief den Diskutierenden zu; „ ek mott nog ewkes Bier hole bej Bello“. Irene erzählt viel später etwas wehmütig……. den Kiosk hat es fast 30 Jahre gegeben.
Jan eilte weiter an den Gaststätten Lenz, Goebels und dem kleinen Geschäft von Vergeest vorbei und sah wie beim Blumengeschäft von Derks, auf der linken Seite der Straße, noch Licht brannte.
„Wej moten noch en poor Blumme binde, för „Werner Wipp“… diej wel hej mergen in sin Auto verkope“, erklärt Frau Derks, die einen erschöpften Eindruck auf Jan machte.
Als hätte er es geahnt das zu solch später Stunde noch ein Kunde kommt, empfing Schuster Heinen den abgekämpften Jan schon an der Eingangstüre.
Während er seine Schuhe in der stark nach Klebstoff und Leder riechenden kleinen Werkstatt reparierte, kam der redselige Schuhmacher von „et Hölzge ob et Stöckske“ und es wurde dabei immer später. Jan bedankte sich für die schnelle Reparatur seiner Schuhe und verabschiedete sich herzlich von Schuster Heinen.
Da er mittlerweile hungrig und durstig geworden war, lief er zu seinem Ziel an diesem späten Abend, der nur wenige Meter entfernten Gaststätte „Zum Bissigen“ auf der Georgstraße in Lombok.
Was Jan dort am Nebentisch entsetzliches hörte………..
Die Walpurgisnacht - Der Vossberg brennt -
Jan der Fischersohn mit mystischen Fähigkeiten hatte sich an einem Tisch in der Ecke der Kneipe „Zum Bissigen“ gesetzt und döste, ein wenig müde geworden, vor sich hin. Mittlerweile war es eine halbe Stunde vor Mitternacht und die Gastwirtschaft „Zum Bissigen“ war noch brechend voll.
Der Wirt, der die Gäste in einem alten, hölzernen Rollstuhl bediente, beobachtete Jan argwöhnisch von der Seite, weil er eigentlich nicht zu den anderen Gästen in dem schummrig wirkenden Lokal passte. Die meisten Anwesenden waren Männer und Frauen in ungepflegter Kleidung. Sie waren vom Alkohol völlig enthemmt. Sie unterhielten sich so lautstark, dass sie ihre eigenen, wirren Worte nicht mehr richtig verstanden.
Am Nebentisch saß eine Gruppe von Frauen, die sich kreischend und wild über den Vossberg unterhielten. Sie wollten gemeinsam, jetzt in der dunklen Nacht, zum Vossberg.
In dem durcheinander des Aufbruchs, bemerkte Jan an dem dunklen Tresen des Lokals ein vergilbtes Plakat wo er, in dem dämmrigen Licht, in kleverländischer Schrift las „Van Dag grooten Häxendanz ob dän Vossberg“.
Schlagartig wurde ihm klar, heute am 30. April auf den 1. Mai fliegen sie wieder, die Walpurgishexen! Auf ihren Fluggeräten wie Besen, Mistgabeln oder Tieren kommen sie aus allen Himmelsrichtungen herbei, um sich in der Walpurgisnacht mit ihrem Herrn und Meister – dem satanischen Teufel – zu treffen. Sie wollen gemeinsam bis zum Morgengrauen das größte aller Hexenfeste feiern.
Dem Plakat zufolge treffen sich die Hexen zunächst in der Wirtschaft „Zum Bissigen“ in Nütterden und fliegen anschließend gemeinsam zum Vossberg hinüber, wo sie sich mit dem Teufel vermählen wollen.
Unter dem Einfluss geheimer Drogenmixturen tanzen die Hexen dann in einem großen Kreis um das Feuer. Sie küssen Luzifer im Anschluss den Hintern. Durch diese “Vermählung” empfingen sie neue Zauberkräfte von ihm, so dachten sie.
Heute aber sollte alles ganz anders kommen. Jan begriff nun schlagartig warum er von ängstlichen Dorfbewohnern hier nach Neu Nütterden gerufen wurde und wollte das heidnische Teufelsfest natürlich verhindern. Er rannte so schnell er konnte zum nahe gelegenen Vossenberghof auf Schmelendriss, von wo er die beiden Knechte Nöll und Köbes kannte.
Diese beiden starken Knechte waren die richtigen Begleiter um sich dem teuflischen Treiben entgegen zu stellen. In dieser Nacht wagten sich nur die mutigsten Bewohner von Nütterden in die Nähe des Vossberges, da man annahm das sich dort eine ganze höllische Heerschar auf dem Berg herumtrieb.
Jan hatte von den Erzählungen über Geister, Hexen und Dämonen am Vossberg in der alten Schriftrolle aus dem Hingstberg gelesen. Er wusste, dass die Nütteraner mit allerlei positiven Abwehrmitteln versuchten Satan und die Hexen zu vertreiben.
In ihren Häusern, Schuppen, Katen und Ställen wurden zum Beispiel Kräuterbüschel verteilt. Stark riechende Pflanzen wie Baldrian, Johanniskraut und Holunder galten als besonders wirkungsvoll. In manchen Gehöften am Fuße des Vossberges haben sich einige dieser Bräuche bis heute gehalten.
Bei starken Stürmen und Unwettern, wie sie in dieser Gegend um den Vossberg immer wieder vorkamen, vermutete man immer das Dämonen und Hexen ihr Unwesen treiben.
Um sie heute Nacht zu entmachten, wollten die beiden Knechte Nöll und Köbes ihnen Messer mit Dreizackkreuzen mitten in die Wirbel schleudern. Sie hatten auch gekreuzte Rechen bei sich, die als sehr wirkungsvoll galten, denn an ihnen blieben die Hexen hängen und wurden wirksam von ihren heidnischen Mächten befreit.
Jan erinnerte sich ebenfalls an seine mystischen Kräfte und an die magische, silberne Kette, die er von dem Ritter Lohengrin erhalten hatte. Er trug sie immer unter seinem Rock bei sich und war dadurch mit allen Möglichkeiten der Abwehr ausgestattet. So gerüstet liefen die drei gemeinsam den Berg hinauf.
Hier oben auf dem Vossberg war die Hölle los. Mehr als fünfzig Hexen waren gekommen und tanzten um ein riesiges Feuer. Sie kreischten dazu satanische Verse und gerieten in wilder Extase.
Die beiden Knechte hatten allerhand zu Tun, um sich und Jan zu schützen und gleichzeitig die laut schreienden Hexen abzuwehren. Von Satan war noch keine Spur zu sehen.
Inzwischen hatte sich durch das Anfangs kleine Hexenfeuer der gesamte Vossberg unkontrolliert entzündet. Ein grandioses Inferno nahm seinen Lauf. Der Vossberg war nicht mehr zu retten, er brannte lichterlo.
Jan lief so schnell wie möglich zum Vossberghof zurück in der Hoffnung den Bewohnern helfen zu können.
Seine beiden Begleiter, die Knechte Nöll und Köbes hatte er in den Wirren des Infernos aus den Augen verloren.
In dem kleinen Keller unter dem Wohnhaus, wo auch die anderen Hofbewohner Schutz vor dem riesigen Flächenbrand suchten, traf Jan aber nur den Knecht Nöll an. Leider kam der Knecht Köbes vom Vossberghof bei dem verheerenden Brand ums Leben. Er hatte sich nicht retten können und beim Kampf mit der kreischenden Hexenbrut sein Leben verloren.
In dem riesigen Flammenmeer am Vossberg kamen auch alle Hexen ums Leben. Sie hatten die Wucht des Feuers in ihrer Extase falsch eingeschätzt. Durch den stark aufkommenden Wind nahm die Katastrophe ihren Lauf und der ganze Vossberg wurde von dem Feuer zerstört. Der Teufel hatte erfreulicher Weise keine Gelegenheit bekommen seine satanische Brut zu vermehren.
Jahrzehnte war es nun ruhig in der Gegend, kein Hexentanz mehr am Vossberg. Die Wirtschaft „Zum Bissigen“ wurde abgerissen und der Vossberg wieder aufgeforstet.
Der Aberglaube bei den Menschen von Nütterden ist tief verwurzelt und bis in die heutige Zeit geblieben.
Jan der Fischersohn war tief getroffen von dem Tod des Knechtes Köbes denn er war ihm immer ein guter Freund gewesen. Er zog sich in das alte Fischerhaus seines Vaters am Renneken zurück. Jan hatte durch den Tod von Köbes schmerzlich erfahren müssen, dass er nicht jeden mit seinen magischen Kräften schützen konnte. Überhaupt stellte Jan fest, dass seine magischen Kräfte in letzter Zeit öfter nachließen. Sollte er seine mystischen Fähigkeiten zum Schutze seiner Mitmenschen etwa verloren haben?
Wer weiß, was noch alles geschehen wird……
In der Unterwelt von Nütterden - Die Sankt Georg Schule in Aufruhr –
In der Klasse 2 B von „Sankt Georg“, der Grund-schule von Nütterden, waren die Kinder an diesem letzten Schultag vor den Sommerferien sehr unruhig. Anders als sonst liefen sie lärmend durch den Klassenraum und waren kaum zu beruhigen. Die Lehrerin Frau Vogel hatte viel Mühe Ihre Schüler zu disziplinieren, was bei dieser Schulklasse sonst eigentlich nie notwendig war. Sie erklärte sich die Unruhe der Kinder mit der Vorfreude über den Beginn der großen Sommerferien und sie ahnte nicht, was an diesem Tag noch alles passieren würde.
Wie jeden Mittwochmorgen unterrichtete Frau Vogel das Fach „Kleverländisch“. Eine Dialektsprache die hier in den Niederrheinlanden neben dem Hochdeutsch seit je her gesprochen wurde und bei den Schülern sehr beliebt war.
Gerade, als sich die Kinder einigermaßen beruhigt hatten, begannen plötzlich die Wände zu wackeln, die große Wandtafel klappte mit einem großem Knall zu, die Türe wurde aufgerissen und die Fensterscheiben klirrten.
Ein heftiger nach Schwefel riechender Windstoss fegte durch die ganze Schule, als alle Lichter aus gingen.
Was war geschehen? So plötzlich, wie der Spuk begonnen hatte schien er auch wieder vorbei zu sein.
Die Kinder schrien laut auf, fielen auf dem Boden und rappelten sich wieder auf. Frau Vogel behielt die Nerven und rief mit etwas zittriger Stimme:
„Allemol herütt met ollie, röstig bliewe, en nor bütte, enen nor dän anderen“ dabei drängte sie ihre Schüler aus der Klasse ins Freie.
Auf dem Schulflur begegneten sie die anderen Schüler von Sankt Georg, die ebenfalls laut weinend und schreiend aus der Schule rannten.
Draußen auf dem Schulhof waren der Schulleiter, der Hausmeister und das Lehrerkollegium dabei die Kinder zu beruhigen, was aber bei der Anzahl der Schüler ein hoffnungsloses Unterfangen war.
„Wat es dan no gebört?“ hörte Frau Vogel den Schulleiter aufgeregt fragen.
„Ek heb alleen mar de groote döör inne källder loss gemakt, öm fresse loft herin te loote, en dann ging et Gedrüss all loss“ stammelte der Hausmeister, der kreidebleich in dem Durcheinander vor dem Rektor stand, um dann wieder hin und her zu laufen.
„Wat vön Döör dan öm hemmels wellen?“ wollte der Schulleiter mit aufgebrachten Unterton wissen, und schaute den hysterisch gestikulierenden Hausmeister an,
„De Döör nor denn alden Bonker, wo wej de kapotte Möbels van de Scholl ston hebbe, dor koom dat Schandool herütt“ antwortete der Hausmeister, dessen Gesichtsfarbe nun in grün-gelblich wechselte.
„Ek weet nex van enen Bonker inne Scholl, sech bloss nex tegen all die Menze hier“ sagte der Rektor nun etwas leiser, so das ihn nur der Hausmeister verstehen konnte. Inzwischen waren die Nachbarn der Schule und einige besorgte Eltern gekommen und halfen die Kinder zu beruhigen.
Sie hatten den Knall über der Schule bis ins Dorf gehört, wussten es aber nicht ein zu ordnen. Zum Glück war kein Kind verletzt worden, nur der Schrecken steckten allen noch in den Gliedern.
Nun war auch die Feuerwehr mit dem Gemeindebrandmeister aus Nütterden zur Stelle. Das Feuerwehrhaus stand nur wenige hundert Meter von der Sankt Georg Schule entfernt. Sie waren gut für solche Ereignisse geschult und zusammen mit dem gerade eingetroffenen „Putz Jansen, dem Dorfsherif von Nütterden“ hatten sie die Lage schnell im Griff. Die Kinder wurden mit Schulbussen nach Hause gefahren, oder von den Eltern abgeholt.
Die Presse war wie immer wenn irgendwo etwas passierte schnell informiert und natürlich auch schnell vor Ort. Der Schulleiter wurde sofort von ihnen umringt. Er sprach zu den Journalisten von einem technischen Defekt, der sich im Keller der Schule ereignet habe, ohne zu wissen was wirklich geschehen war.
Mit so einer kurzen Antwort waren sie natürlich nicht zufrieden. Einer der Journalisten, er kam von einem der Klever Blättchen, fragte darauf hin neugierig nach;
„Et geft all lang dat Geröcht, dat in de Källder van Sent Schorsch enen Bonker es, denn met de Onderwält van Nöttere verbonden es, en dat door alle poor Johr de Dämone norr bowe komme, wat könnt gej daröwer segge“?
„Nex….nex kan ek daröwer segge,….. dat es wänn öwerhaupt…. vör minnen titt gewesst….alles wörd gröndlich ondersocht“ antwortete der Rektor stotternd, ließ die Reporter den Hausmeister am Ärmel ziehend stehen und ging eilenden Schrittes unter Blitzlichtgewitter zu seinem Lehrerkollegium in die Schule.
Auch unter den Lehrern war die Aufregung groß. Ein Stimmengewirr drang aus dem Konferenzraum. Als der Rektor eintrat wurde es „mucks mäuschen“ still.
Das Gebäude der Schule war allem Anschein nach doch nicht so stark beschädigt.
„Wij weet dan wat van enen Bonker onder de Scholl“ fragte der Schulleiter in die Runde, immer noch erregt ob des Geschehens.
Eine der älteren Lehrerinnen antwortete etwas schüchtern, während die anderen neugierig zuhörten was die Kollegin sagte:
„Wej äldere weten dat all lang, en natürlik ok dän Hüssmäster, af en tu hebbe wej es ene kapotte Stul of enen Toffel nor onder gebrocht“.
„ Än wat es met de Dämone, wor denn Mens vane Zeitung norr gefroocht hät, dat es doch alles domme kwatts, off nitt?“ bohrte der Rektor nach.
„Nee, nee dat hebbe se all ömmer in et Därp vertellt, mar et wörd dor nit vööl ower geprott, diep in de Menze set ömmer noch de ängst vorr denn Düwel, dän dor onder in die alde Gäng onder Nöttere sinn spelletjes met de Menze mekt“, meldete sich eine andere Kollegin.
„Ek weet imand, die ons door wier hälpe kann, Jan hitt hej, dän kömmt van et Renneken, dän weet over de alde Bonkers en die verscheije alde gäng onder Nöttere genau bescheid“, meldete sich der nun etwas beruhigte Hausmeister zu Wort.
„All dat wat wej hier besprooke hebben mot onder ons bliewe, de menze worre sönst mar gäck gemakt, en gej holt märgen fruch denn Jan hier hen“ bestimmte der Schulleiter mit befehlenden Ton, in dem er sich an Hausmeister wandte.
Am anderen Morgen waren fleißige Handwerker aus Nütterden bereits mit den Reparatur- und Aufräumarbeiten in der Schule beschäftigt.
Der Schulleiter, das Lehrerkollegium und der Hausmeister waren schon früh zu einer Besprechung in dem jetzt aufgeräumten Lehrerzimmer erschienen, als Jan an die Tür klopfte und auf Zuruf eintrat.
„Guje Mergen, worr kann ek olli met helpe?“ fragte Jan in die diskutierende Runde. In der Hand hielt er die geheimen Pläne von Nütterden, die er damals in den Katakomben des Hingstberges gesichert und mitgenommen hatte.
Der Schulleiter begrüßte Jan freundlich und stellte seine Lehrerkollegen vor.
Der Hausmeister hatte Jan schon am Vorabend besucht und Ihn von dem vorfall in der Schule berichtet. Er war schon lange mit Jan befreundet, weshalb er auch von Jan und seinem fabelhaften Wesen und dessen mystischen Fähigkeiten wusste.
„Wej hebben en problem“ begann der Rektor zögerlich, weil er Jan und sein Tun noch nicht richtig einschätzen konnte.
„Könnt gej uns wat öwer den alden Bonker bej ons in de Kälder vertälle, en wat hätt dat met de Dämone en dat Düwelsgeproot in et Derp te duun?“
Jan breitete gerade seine mitgebrachten, alten Pläne von Nütterden auf dem großen Konferenztisch aus, als der alte Pastor von Sankt Antonius abgehetzt eintrat.
„Ek heb et all van minne Köster gehört, dat dän Düwel werr in Nöttere es, wej motte straks inne Kerk van onsen liewen Tönn, en et Evangelium läse, damät den Düwel wärr verdammt wörd“, sprach der etwas korpulente, nach Luft schnappende Pfarrer.
„No sit ma nit so rüselig Heerome“, sagte der Schulleiter beschwichtigend „wej hebben all hölp, en sin nät dorbej alles te bespräke“, dabei zeigte er auf Jan.
Der Pastor setzte sich an den Tisch und schaute argwöhnisch auf Jan. Von dem Fischersohn hatte er schon viel gehört und ihn schon einige Male bei anderen Gelegenheiten kennengelernt. Sie waren keine Freunde geworden, aber sie respektierten sich, kämpften sie doch gemeinsam, jeder mit seinen Mitteln, gegen das Böse in Nütterden.
Jan erklärte nun den Anwesenden die alten Karten von Nütterden. Er berichtete, dass es insgesamt sechzehn Bunker in Nütterden gegeben hat, von denen es noch eine handvoll intakte Bunker geben soll, die alle untereinander durch ein Labyrinth von Gängen miteinander verbunden sind. Die anderen sind entweder verschüttet, zerstört oder nicht mehr vorhanden. Auch sollen diese Gänge bis in die Niederung des Wiesenlandes, mit Häusern, Bauernhöfe und den drei Bergen von Nütterden; Vossberg, Hingsberg und Wolfsberg, eine Verbindung haben. Genaues wisse man allerdings nicht, wohl aber das sich in dieser Unterwelt immer wieder geheimnisvolle Dinge abspielen sollen. So ist eben auch unter der Schule von Sankt Georg ein riesiger Bunker in den Plänen von Jan eingetragen.
„Door heb ek nechs van geweete, waröm hät min dat geen Menz vertällt?“ meldete sich der etwas eingeschnappte Schulleiter wieder zu Wort.
„Dat heb et all döck in min Präk inne Kerk geseit, mar dor hebt gej nit nor min gelüstert“, viel ihm der Pastor ins Wort.
Beide hatten nicht das beste Verhältnis mit einander, da der Pastor dem Schulleiter immer wieder allzu moderne Unterrichts Methoden unterstellte.
Ohne weiter auf den kleinen Seitenhieb des Pfarrers einzugehen, fragte der Schulleiter an Jan gerichtet:
„Wat könne wej no duun Jan?“
„Ek sal min de Plöön noch ene keer gut onsien, en van dän Bonker hier inne Scholl ütt motte wej wier goon, en dann kieke wej wat dor onder in de alde Gäng loss es“, antwortete Jan mit ruhiger Stimme.
„En wat es met denn Düwel da onder?“ meldete sich nun die ältere Lehrerin zu Wort. Jan hatte aber schon ein Konzept in dem er sagte:
„Ek nem minnen Friend Gerd van de Dorpstroot met, Gerd es ennen ächte Nöttersse Jong, hej kennt sich hier innet Derp üt, dän kann min hälpe herütt te kriege, wat dor onder alles geböört.“
„Minnen Sägen heb je Jan, en hier geef ek ow nog en Krüss, met onsen liewen Hergott dorop, nemt et met norr onder, dormet met gej nit van den Düwel öwerrasst word“ sprach der Pastor bevor der Schulleiter etwas sagen konnte,
„Bedankt Heerome dat Krüss geef ek Gerd, min kan nex geböre, en hogere Macht passt ob min op, wij gej weet“, antwortete Jan dem Pastor,
der immer wieder Versuche unternahm Jan auf sein katholisch-christliches Weltbild einzuschwören.
Da Jan ja bekannter Weise ein mystisches Fabelwesen ist, ist es ihm nicht möglich einer einzigen Konfession anzugehören.
„De Scholl en ek kann dat nit verantwoorde Jan, dat mott gej ob ow eige Kapp neme, ma as wej ow helpe könne, dün wej dat well“,
kam nun endlich der Schulleiter zu Wort und dem Hausmeister zugewandt sagte er, „Gej zeigt hem, worr dän Ingang in dän Bonker ess, en makt öweral lecht da onder on“.
Auch die anderen Lehrpersonen stimmten den Worten ihres Schulleiters zu und wünschten Jan viel Glück.
„Dank ow allemol, Gerd an ek sallen ons Best duun om dän Spuuk dor onder inne gater te halde, mergen fruch salle wej nor onder goon“ sagte Jan, rollte die alten Pläne wieder zusammen und machte sich auf den Weg zur Dorfstrasse zu seinem Freund Gerd.
In der Schule St. Schorsch gingen unterdessen die Aufräumarbeiten weiter, nach den Schulferien sollte der Schulbetrieb ja wieder normal aufgenommen werden.
Gerd war gerade dabei sein Fischzeug einzupacken, um in der Düffelt an einem ruhigen Teich angeln zu gehen, als Jan bei ihm eintraf. Da sie sich einige Zeit nicht mehr gesehen hatten, freuten sich die beiden Freunde, wieder einmal was zusammen zu unternehmen. Jan weihte Gerd in sein Vorhaben ein. Bei einem Fläschchen Bier, das Gerd aus dem Keller holte, studierten sie die alten Pläne die Jan mitgebracht hatte.
Dabei fiel Gerd überraschend auf, dass in der alten Karte auch die „Kate“ seiner Großeltern eingetragen war, die an der Stelle von Gerd seinem jetzigen Haus gestanden hatte. Auch ein Eingang in die unterirdischen Gänge von Nütterden war dort eingezeichnet.
„Dormols als wej dat alde Huis afgebroken hebben, es well en stöck van den Bojem in de Kälder ingebroke, wej wose dormols niet wat dat fön Gatt was, mar now wor gej et secht, weet ek et noch, dat et omöndig nor Schwefel stonk, doröm hebbe wej dat Gatt tugeschött.
Min Grootmoder an min Moder hebben ons dök vertellt dat denn Düwel onder Nöttere sett, en kleine Kindere in een diep Log treckt.
Wej hebben dumals gedocht die wellen uns alleen mar Bang maken, wän wej wat ütgefräte hadden“ erzählte Gerd seinem Freund Jan.
„Nee, nee Gerd onder in Nötterre geft et en groot Labyrint van alde Gäng, dat könnt gej hier in de alde Plöön gut sien. Wej motten van denn Bonker inne Scholl in de alde Gäng komme, öm te siehn wat ons dor onder verwacht.“ antwortete Jan.
Nachdem Jan und Gerd ihr Bierchen ausgetrunken hatten machten sie sich auf zur Schule St. Schorsch. Unterwegs wurden sie von einigen Dorfbewohnern gesehen, die von dem Vorhaben der Beiden gehört hatten. In so einem kleinen Dorf wie Nütterden war das Gerücht schnell verbreitet worden, dass Jan und Gerd unterwegs in die Unterwelt waren. Kurz vor dem Gasthaus Vink trafen sie auf Günter Jansen der auf der Schulstraße wohnte;
„Gej twee sükt doch norr die alde Bonkers van Nöttere, ek glööf tössen Binnenfält en Brahmswech, dor wor frugger Famili Klösters gewohnt hät, dor mott noch ennen Bonker stoon, dor stoon van dag Bööm dropp, wej hebben as Blaage dor döck gespölt, met de Jonges van Gerd en Toni, diej hebben ok Fussball gespölt bej denn „SV Nöttere“, sprach Günter die Beiden sofort freundlich an.
„en wat dij alde geheimnisvolle Gäng betreft, fugger wurd vertällt, dat van denn Bonker ene Gang bes nor et Grondstöck van et Schuhgeschäft van Derks, op den Huk van de Mozartwech ging. Ek weet nitt of dat woor es, off bloos en Vertelleke üt et Derp“, fuhr Günter Jansen fort.
„Jo dat kann ek bestätige“, sagt Manni Kromwijk, der gerade aus seinem VW-Käfer stieg, „achter de Bäckarej van Jansen/Gerads ob de Schoolstroot es denn Bonker, ek meen dat dän van daag noch dor stet“.
„Ma nog wat“, „sprach er weiter, „dor wo ek no woon op de Römerstroot, tegenöwer van de alde Papiermöle, dor stet ok nog sön Deng“ erzählt er weiter, „dän es äwel gesprengt, van dor ütt könn je nit herin komme. Ek weet noch woor vööl mehr Bonkers geston hebbe“, wurde Manfred Kromwijk redselig, „ sölle wej nit hier bej Fretz en Luzie sette goon, en een Biertje dorbej drenke?“
Die drei gingen durch den unter Denkmalschutz stehenden Eingang der Wirtschaft und wurden von Fritz und Luzie, den Wirtsleuten, herzlich begrüßt. Sie setzten sich an einen Tisch direkt am Fenster und bestellten jeder ein Bier.
„Dütt minn mar en Schäpske dorbej“ sagt Gerd „och wetje watt Luzie, dütt ma drie för ne Roje, för ons allemool“, ergänzte Manni Kromwijk, der die alte Maßeinheit drei Schnaps für eine Mark noch kannte.
„Wej motten onsen Ploon för van daag ändere“ sagte Jan zu Gerd, während die Wirtin mit den bestellten Getränken an den Tisch kam, „van daag wörd dat nechs merr, wej motten erst nog meer met de Menze hier in Nöttere proote, dänn dij alde Plöön die ek heb, stemme för en achter nit merr“.
„Proost“, ruft Fritz gut gelaunt von der Theke herüber an den Tisch, „de erste Rond geet ob minn“. Luzie, die auch an ihr Geschäft dachte, schaut ihren Mann vorwurfsvoll an als wolle sie sagen, lass die drei doch erst mal ein paar trinken, bevor du einen ausgibst.
„Onnen Henstberg hebben ok twee Bonkers gestoon, lenks an rächs vannen Ingang nor de Küll“ berichtete Manni weiter, während Jan und Gerd aufmerksam zu hörten, makierte Jan gleichzeitig Mannis Angaben in die alten Pläne.
„dij sin äwel alle twee gespengt worre, door hebbe we as Kinder in de Trömmer gesäte, genau so wij denn Bonker bej de Schreinerej Knieriem ob de Wolfsbergstroot, dor stet no en nej Huis drop, en ok denn Bonker kort dorbej, ob de Jachtboon bej Hendricks, hier heft de Familli van min Älders met neegen Menze drie weeken drinn geläft, inne Krich, van daag es hier alleen nog mar ennen Pokkel met Grass de sien.“ fuhr Manni fort, dem immer mehr Standorte der alten Bunker von Nütterden einfielen.
„Onnen Wolfsberg, bej de Küll van Berns, hebben ok twee Bonkers geston“,
meldet sich Gerd nun zu Wort und prostete, in dem er sein Glas Bier hob, seinen Tischnachbarn zu, „die sin van de Tommis nor de Krich gesprängt worre.
Hier in Nütterden und im angrenzenden Reichswald haben die Alliierten mit Luftlandetruppen und viel Kriegsgerät am Ende des Krieges eine Großoffensive gestartet.
Während der Kampfhandlungen in den letzten Kriegstagen gab es damals auf "beiden Seiten" riesige Verluste an Material und Menschenopfern. Entsprechend wurde in Nütterden an der Kirche von St. Antonius auch ein Ehrenmahl für die Gefallenen errichtet.
„In min Norbarschaft, oppe Kerkhof, stet ok nog sön omöndig Deng tössen de Bööm, dän hebbe se tugemätzelt, als Kind ben ek dor nog drin gewest,“ indem Gerd das erzählte, merkte man schon, dass seine Zunge immer schwerer und seine Sprache immer undeutlicher wurde.
„En bej den Buur Leurs op dän Huck sin twee Bonkers gestoon, dij ok gespränkt sin, de groote Brocke sin dan tegen dän Högel vergrawe worre,“ wirft Manni in die Runde, wobei er nach Luzie rief und noch eine Runde Bier und Schnaps bestellte.
„So kann et nie wier goon Gerd“ sagte Jan etwas verärgert, „wej komme van daag nit mehr inne Gäng“ Jan hatte in Wirklichkeit nur zwei Bier getrunken, während Gerd und Manfred einige Bierchen und Schnäpse mehr hatten. Nach dem Luzie mit noch einer Runde kam und Fritz mittlerweile auch mit am Tisch saß, sangen die Drei schon lauthals ihr traditionelles Lied „….ja dat wej Nötterse Jonges sin, dat welle wej weete……
……es war gestern Abend spät geworden in der Gaststätte Fink. Bis in die Nacht hinein hatten Gerd, Manni und die Wirtsleute noch gefeiert und gesungen. Jan hatte die muntere Gesellschaft schon früh verlassen. Er war zu seinem Haus am Renneken gegangen um sich für den anderen Tag vor zu bereiten. Er wollte die alten Pläne mit den neuen Einträgen vom Vorabend nochmals studieren. Immer wieder waren Ihm Vorkommnisse, wie die an der Sankt Georg Schule bekannt geworden. Er wollte nun endgültig klarstellen gibt es den Satan aus früheren Zeiten noch in den Katakomben von Nütterden oder ist es nur der Aberglauben der Dorfbewohner, der sich über die Jahrhunderte hartnäckig gehalten hatte.
Jan hatte sich am Abend für den heutigen Morgen mit Gerd an der Schule verabredet um endlich die mysteriösen Vorgänge an der Schule zu klären.
Gerd war erstaunlich fit, hatte er doch gestern Abend reichlich Alkohol getrunken. Nach seiner Devise „Wer feiern kann, kann auch arbeiten“ war er pünktlich an der Schule erschienen um mit Jan das weitere Vorgehen zu besprechen.
Der Hausmeister erwartete die beiden bereits und führte sie hinunter in den Keller. Ein leichter Geruch von Schwefel waberte immer noch durch das Gebäude als der sehr aufgeregt wirkende Hausmeister mit zittriger Hand die schwere Eisentüre zum Bunker aufschloss.
„Bes hier hen komm ek met, ek heb et Lecht on gemaakt, mar wier gon ek nit mer met. Dat es min te geförlik“ sprach der Schuldiener Jan und Gerd mit bebender Stimme an. Er ließ die Beiden stehen und rannte die Treppe eilenden Schrittes wieder hinauf, noch bevor sich Jan für dessen Hilfe bedanken konnte. Oben im Schulflur hörten die beiden Freunde wie der Hausmeister und das Schulkollegium wie im Chor riefen „Vööl glöck ge twee, en kommt gesond wär tröck.“
Dann viel die Türe zum Kellereingang krachend zu.
Jan und Gerd sahen sich neugierig in dem saalähnlichen Raum um. So groß hatten sie den Bunker nicht erwartet. Er war wohl gebaut worden um vielen Bewohnern von Nütterden Schutz zu geben. Jetzt war er fast leer, nur in einer Ecke waren ein paar alte verstaubte Tische und Stühle aufgestapelt worden. An einer Seite hing eine riesige alte, aufklappbare Schultafel an der Wand.
Graue, dichte Spinnfäden rankten um die Tafel und bewegten sich in einen modrig riechenden Windzug, der aus dem Inneren der Tafel zu wehen schien.
Jan lief auf die Tafel zu. Er bemerkte sofort, dass sich dahinter eine Öffnung befand. „Komm es kieke Gerd, hier es en döör“ rief Jan seinem Freund Gerd zu, der sich bei den Tischen zu schaffen machte.
„sönnen Toffel kos ek well gebrüke, vör inne Werkstatt“ sagte Gerd sich umschauend und lief auf Jan zu.
„no lott den alden Rommel stoon, en komm hier es kieke. Hier es ennen Ingang in die alde Gäng van Nöttere“ raunte Jan seinen Freund an, idem er die alte Schultafel aufklappte.
Gelbe, nach Schwefel riechende Nebelschwaden waberten Ihnen aus dem Gang entgegen als sie forschen Schrittes in die unbekannte, unterirdische Welt von Nütterden eintraten.
Jan hatte sich vorgenommen, an Hand der alten Plänen, bis zur Bruchschenstrasse in die Niederung zu kommen. Von hier aus, so schien es ihm nach seinen intensiven Studien der Pläne, konnten die Dämonen immer wieder durch die alten Kanäle bis ins Dorf eindringen. Hier, wo in „alter Zeit“ die Sankt Sebastian Kapelle gestanden hatte, vermutete Jan die Wurzeln allen Übels.
Jan und sein Freund Gerd kamen gut voran. Anfangs etwas vorsichtig, aber dann immer mutiger werdend, liefen sie den gut begehbaren Hauptgang in Richtung Dorfmitte. Immer wieder hielten sie inne, um rechts und links kleinere Nebengänge zu untersuchen. Einige der Gänge waren zugemauert und andere waren über die Jahrhunderte eingefallen. Gerd lief immer voran, um die manchmal gespenstische Szenerie hier unten in den Katakomben, mit einer mitgebrachten Karbidlampe auszuleuchten. Außer große, alte Spinnweben und mumifizierte, rattenähnliche Tierkörper, war nichts weiter zu erkennen.
Als sie unter der Kaiserlinde an der Dorfstraße ankamen fanden sie einen geräumigen Raum vor, der wie ein Wirtshaus eingerichtet war.
Hier trafen sich also die Wirte von Nütterden und spielten Skat mit dem Pastor und dem Dirigenten, um von den anderen Bewohnern von Nütterden nicht gesehen zu werden wenn sie mal wieder über die Stränge schlagen wollten. In einem Nebenraum stapelten sich hunderte von leeren Flaschen, die alle von den ausgiebigen Gelagen der „Skatbrüder“ herrührten.
An einem der Tische nahm Jan und Gerd platz und besprachen an Hand eines alten Planes das weitere Vorgehen. Sie wollten versuchen zügig am Pfarrhaus vorbei Richtung Friedhof und Kirche weiter zu gehen, um noch bei Tageslicht in der Niederung anzukommen.
Von Dämonen oder Geistern war bisher nichts zu sehen, lediglich ein leichter Geruch von modrigem Verfall lag in der Luft.
Der Nebengang zum Bunker am Friedhof war ebenso mit einer schweren Eisentüre verbarrikadiert, wie der Gang zur Kirche von Sankt Antonius.
Wer hatte einen Schlüssel zu diesen Türen? Wer konnte sie öffnen? Gab es weitere Zugänge? Was würde sie noch erwarten? Die beiden Freunde stellten sich viele Fragen, sie hatten aber noch keine Antworten.
Weiter gerade aus, an dem eingefallenen Nebengang der alten „Bendig Kate“ und dem zugeschütteten unterirdischen Eingang zum Hof von Bauer Leurs vorbei, wurde der Durchgang plötzlich immer enger.
Gerd hatte große Mühe weiter zu laufen um den Gang mit seiner Lampe auszuleuchten.
„Halt ein“ rief Jan seinem Freund Gerd zu.
Durch seine Fähigkeiten, mystische Gefahren vorher zu erkennen, gingen sie nicht weiter voran. Jan zog Gerd hinter sich um ihn zu schützen.
Nachdem Jan einige alte, modrige Holzdielen beiseite geräumt hatte, bot sich den Freunden im Schein ihrer Lampen ein erschreckendes Bild.
Eine große, saalähnliche Gruft tat sich auf. Hunderte mumifizierte Leichen von Menschen mit weit aufgerissenen Mündern stapelten sich an den Wänden.
Die Hände der Toten schienen sich den Betrachtern entgegen zu strecken. Jan und Gerd waren für einen Moment wie erstarrt als sie diesen grauenvollen Anblick wahrnahmen. Verwesung machte sich in den Katakomben breit.
Wer waren all diese Toten? Wie waren sie umgekommen? Konnten von hier aus die Dämonen oder sogar Satan sein Unwesen in Nütterden treiben?
Jan ahnte es schon, als er in die Mitte der Gruft auf einen alten verstaubten, gläsernen Schrein zu ging. In diesem Schrein lag eine Schriftrolle mit allen Namen der Toten und deren Herkunft.
Diese Toten waren die Opfer von Satan, die dieser über die Jahrhunderte von den Nütteraner Einwohnern gefordert hatte, um hier in den Katakomben seinen teuflischen Totenkult zu feiern.
Diese Möglichkeit wurde dem Dämon nun durch seine Entdeckung genommen. Da Jan und sein Freund Gerd das Geheimnis des Labyrints von Nütterden scheinbar gelöst hatten, wollten sie nun so schnell wie möglich den gruseligen Ort verlassen.
Jan und Gerd waren die Helden des Tages in Nütterden. Nachdem die Toten aus der Gruft in geweihte Erde begraben wurden, hat man die alte Gruft zugeschüttet. So hoffte man, dass nun Ruhe in Nütterden einkehren würde und der Satan für immer verschwunden blieb.
Alte Nütteraner sind da aber ganz anderer Ansicht…...
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